© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/19 / 06. Dezember 2019

„Amazonassynode“: Einbeziehung indigener Praktiken in die römische Liturgie
Mehr als Ästhetik und Folklore
(wm)

Die „Amazonassynode“, die im Oktober im Vatikan tagte, brachte auf den Weg, was Kritiker als „Eindringen des Heidentums“ geißeln: die Einbeziehung von Elementen indigener Kultur in die katholische Liturgie. Für Stephan Wahle, der in Freiburg Liturgiewissenschaft lehrt, ist das weder ein illegitimer Traditionsbruch noch „bloße Ästhetik und Folklore“ (Herder Korrespondenz, 10/2019). Bereits Papst Paul VI. habe 1969 die Afrikaner zu einem dezidiert afrikanischen Christentum aufgerufen und die ersten Arbeiten an einer eigenen Meßliturgie mit afrikanischer Prägung initiiert. So wurde 1988 ein „Römisches Meßbuch für die Diözesen Zaires“ approbiert, das bis heute das einzige für eine afrikanische Ortskirche geblieben ist. Die Missionsgeschichte des Christentums kenne überdies viele Beispiele solcher Anpassungen an regionale religiöse Praktiken. Es zeuge von „postkolonialistischem Unverständnis“, Anrufung der Ahnen und Tanz im Gottesdienst als etwas Heidnisches oder Folkloristisches abzutun. Es gehe dabei vielmehr um die „ernstzunehmende Einwurzelung des Glaubens in die einheimische Kultur“. Anders als mit solchen starken Modifikationen lasse sich der römische Ritus weder den Afrikanern noch indigenen Völkern am Amazonas vermitteln. Der Vorschlag, dort künftig die Eucharistie mit Hostien aus Maniok zu feiern, blieb auf der Synode allerdings noch unerhört. 


 www.herder.de