Die politischen Auguren waren am Wochenende so sehr damit beschäftigt, der SPD in Berlin beim Linksschwenk zuzuschauen, daß ihnen wohl entging, wie sich zeitgleich etwas weiter südwestlich das Gegenteil abspielte: Sachsen-Anhalts CDU rückte – ebenfalls auf Druck der Basis – ein gutes Stück nach rechts. Die Motive sind nahezu identisch, wenn auch spiegelverkehrt: die babylonische Gefangenschaft in einer ungeliebten Koalition. Und der dadurch ausgelöste Wunsch nach einer programmatischen Erneuerung – oder Rückbesinnung.
So wie bei der SPD nicht die „von oben“ bevorzugten Kandidaten für den Vorsitz reüssierten, schrieben die aufmüpfigen CDU-Kreisverbände kurzerhand ein Programmpapier um. Die Abgrenzung zur AfD ist nun weit weniger strikt, als es die Vorlage der Parteispitze vorsah. Der Tenor jetzt: eine Koalition ist – noch – ausgeschlossen, ein Sichduldenlassen mitnichten. Programmatisch segnete der Parteitag ab, was bei den Kenia-Koalitionären wie auch im Adenauerhaus für wenig Freude sorgen dürfte: Stärkung der traditionellen Familie, Europa der Vaterländer, Obergrenze für Asylbewerber sowie Abweisungen an der Grenze; und „daß der Islam nicht zu Deutschland gehört“. Sicher: Papier, auch Grundlagenpapier, ist geduldig – und Magdeburg ist nicht Berlin. Aber politische Veränderungen beginnen meistens nicht mit dem einen großen Wurf, sondern mit vielen kleinen Schritten. Einer wurde an der Elbe nun getan.