© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/19 / 13. Dezember 2019

„Das ist keine echte Demokratie mehr“
Unabhängigkeit des Senders in Frage gestellt: Der MDR beendet die Zusammenarbeit mit Kabarettist Uwe Steimle
Alexander Graf / Moritz Schwarz

Die Gespräche hinter den Kulissen haben kein positives Ergebnis gebracht. Der MDR hat vergangene Woche die Zusammenarbeit mit dem Dresdner Unterhaltungskünstler Uwe Steimle beendet. 

„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leichtgemacht“, erklärte MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi. „Wiederholt hat Uwe Steimle in öffentlichen Äußerungen die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage gestellt, so etwa 2018 in einem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT.“ Steimle habe darin den Öffentlich-Rechtlichen mangelnde Staatsferne vorgeworfen. „Der MDR hat schon damals öffentlich klargestellt, daß diese Aussage für ihn nicht akzeptabel ist“, so Jacobi. Nach neuen Vorwürfen des Kabarettisten, der Sender verhalte sich ihm gegenüber illoyal, sei nun der Punkt erreicht, der eine weitere Kooperation unmöglich mache.

Steimle zeigte sich gegenüber der JF entsetzt über das Ende seiner Sendung „Steimles Welt“, die seit 2013 erfolgreich beim MDR lief. „Das ist für mich ein Berufsverbot und nichts anderes. Das erinnert mich an finsterste Zeiten.“ Das Urteil des MDR habe bereits vor dem Gespräch festgestanden, zu dem man ihn gebeten habe. Zugleich betonte Steimle, nichts mit rechtsradikalem Gedankengut zu tun zu haben. 

Er fühle sich gleichzeitig erleichtert, daß nun ein Schlußstrich gezogen sei. „Denn in der Diktatur damals hatte man immer Angst, daß etwas mit dir geschieht. So eine Angst hatte ich wieder, nun ist das aber vorbei.“ Zuvor habe ihm der MDR noch verboten, sich in seiner Sendung satirisch zu äußern. Das sei Selbstzensur gewesen. Steimle bedauerte die aktuelle gesellschaftliche Situation. Wer nicht ins Raster passe, der müsse gehen. „Ich glaube, daß das keine echte Demokratie mehr ist.“ 

Viele Zuschauer ergreifen derweil Partei für Steimle. Vor dem Landesfunkhaus Sachsen protestierten am Nikolaustag etwa 50 Menschen gegen die Entscheidung des MDR. Auf einem Spruchband stand: „Meinungsfreiheit abgeschafft, Demokratie am Ende.“ Eine Online-Petition „Wir sind Steimles Welt“ an Intendantin Karola Wille haben bisher über 31.000 Bürger unterschrieben.


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