© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/19 / 13. Dezember 2019

Umwelt
Hauptstadt-Klima
Jörg Fischer

Jens Tartler beklagte vor zwanzig Jahren im Handelsblatt die steuerliche „Kaltschnäuzigkeit“ von SPD-Finanzminister Hans Eichel. Heute sind ihm hingegen „die realen Preise für fossile Kraftstoffe viel zu niedrig“. Als Tagesspiegel-Redakteur preist der VWLer nun die Steuererhöhungsorgie des Umweltbundesamts (UBA). Für Pendler hat der Hauptstädter, der nach dem Financial Times Deutschland-Aus als Pressesprecher beim Bundesverband Erneuerbare Energie anheuerte, einen Tip: Wer „lange Strecken fahren will, muß eben den entsprechenden Aufpreis tragen. Auch auf dem Land gibt es Alternativen, zum Beispiel das E-Auto mit Solarstrom vom eigenen Dach“. Daß der Photovoltaikertrag im Winter auf ein Viertel abstürzt – egal. Einfach wärmer anziehen und auf der Arbeit duschen, oder?

Die Wahl verkehrsvermeidender Wohn- und Arbeitsorte als einzige Kostenbremse?

Das UBA empfiehlt ohnehin den Umzug, denn „die Wahl verkehrsvermeidender Wohn- und Arbeitsorte“ könne „dazu beitragen, daß Mehrkosten gar nicht erst entstehen“. Wer hofft, die Energiesteuererhöhung von 47,04 auf 119,57 Cent pro Liter Diesel (plus Mehrwertsteuer und Inflationskomponente) beim Finanzamt geltend zu machen, wird belehrt: Es sei mit „Blick auf den Klimaschutz“ sinnvoll, daß „die Entfernungspauschale vollständig entfällt“, so das UBA. Wenn aber der Zuzug in die Metropolen steigt, klettern dort die Mieten weiter. Gleichzeitig soll es aber 2030 eine E-Auto-Quote von 70 Prozent geben – nur wer kann dann die zwölf Millionen Tesla, VW ID.3 & Co. noch bezahlen? Immerhin hat das UBA ein Herz für das CO2-ärmere Benzin: Dessen Energiesteuer klettert nur auf 113,22 Cent, was aber über zwei Euro an der Zapfsäule heißen würde. Doch was soll’s? Das Tagesspiegel-Verlagshaus ist mit Bus und S-Bahn bestens angebunden.

„Kein Grund zur Lücke – So erreicht Deutschland seine Klimaschutzziele im Verkehrssektor “, UBA-Position 11/19:  umweltbundesamt.de