© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/19 / 13. Dezember 2019

Knapp daneben
Entspannt in den Weltuntergang
Karl Heinzen

Seth Rogen gehört zu den ganz großen Komikertalenten unserer Zeit. Seit seinem schauspielerischen Filmdebüt in „Voll daneben, voll im Leben“ vor gut zwei Jahrzehnten hat ihn seine Karriere von Höhepunkt zu Höhepunkt geführt. Er brillierte vor der Kamera in „Jungfrau (40), männlich, sucht ...“, er führte Regie im Klamaukthriller „Das Interview“, er lieh einem Mantis in „Kung Fu Panda“ und einem Pumbaa in „Der König der Löwen“ die Stimme. 

Was ist das Geheimnis dieser überbordenden Kreativität? Die Antwort ist einfach. Seth Rogen ist, wie er kürzlich gegenüber dem US-Magazin Interview beteuerte, ein „Dauerkiffer“. Es gebe nichts, was er täte, ohne Gras zu rauchen, gab er zum besten, und dazu gehört seit jüngstem auch das Töpfern. Etwas zu schaffen, das man mit den Händen halten könne, das habe ihn gereizt, und auch wenn die Aschenbecher, auf die er sich spezialisiert hat, nicht ganz perfekt aussehen, so sind sie doch enorm praktisch, bieten sie doch den Joints, die er unentwegt raucht, so O-Ton Rogen, ein „Bett“, in dem sie „ausruhen“ können.

Stecken wirtschaftliche Interessen dahinter? Seth Rogen plant in den Cannabishandel einzusteigen.

Wer so entspannt neben der Spur ist, muß, so könnte man meinen, tatsächlich etwas eingenommen haben. Hier jedoch ist nicht auszuschließen, daß die Authentizität nur vorgespielt ist und in Wahrheit kommerzielle Ziele verfolgt werden. Rogen und sein Regiekollege Evan Goldberg haben nämlich im Frühjahr angekündigt, in den Cannabishandel einsteigen zu wollen. In seinem Heimatland Kanada ist dies heute mit ein paar Einschränkungen auf legale Weise möglich. 

Ihrer Geschäftsidee ist Erfolg zu wünschen, liegt sie doch im öffentlichen Interesse. Unsere westlichen Gesellschaften werden zunehmend durch Unzufriedene bedroht, die auf die Straße gehen und behaupten, daß alles in die falsche Richtung läuft. Dieses Gefühl könnte man ihnen nehmen, würde man sie für den Cannabiskonsum gewinnen. Vielleicht haben sie ja recht, vielleicht geht die Welt aus welchen Gründen auch immer tatsächlich unter. Mit einem Joint zwischen den Lippen könnte man dies jedoch ganz entspannt auf sich zukommen lassen.