© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/19 / 20. Dezember 2019

Aufgeschnappt
Etwas steht im Weg
Matthias Bäkermann

Der Kölner Lesben- und Schwulentag hatte es sich so schön ausgemalt, als er im Dezember auf dem „queeren Weihnachtsmarkt“ im Westen der Altstadt das Motto des Christopher Street Day (CSD) für Juli 2020 verkündete: „Einigkeit! Recht! Freiheit!“ In Anlehnung an die deutsche Nationalhymne würden zum 30. Jahrestag der Einheit die „gemeinsamen Werte aller Menschen in diesem Land“ betont werden, es sollte sowohl „Denkanstoß, Mahnung, Ausdruck von Wertschätzung und Forderung zugleich“ sein. Außerdem wolle man „patriotische Sprüche“ nicht Nationalisten und Populisten überlassen.

Doch damit wurde die Spaltung der Gesellschaft direkt in die „Community der LSBTIQ“ übertragen. Ein wahrer Shitstorm ereilte die „deutschnationalen“ Verantwortlichen. Das Motto „verharre in nationaler Begrenztheit“ und bilde die multiethnische Schwulen- und Lesbenszene überhaupt nicht ab. Das Schwulenportal queer.de veröffentlichte am 15. Dezember einen offenen Brief von 30 Kritikern, indem „eine deutliche inklusivere Botschaft“ gefordert wird, denn das Motto „Einigkeit! Recht! Freiheit!“ stehe „den Forderungen von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten im Weg“. Viele könnten und wollten „den CSD unter diesem Vorzeichen nicht besuchen“, warnen die Hymnenfeinde.