© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/19 / 20. Dezember 2019

Frisch gepresst

Der Gral. Der Kelch des Abendmahls, der zugleich das Gefäß gewesen sein soll, das das Blut des gekreuzigten Erlösers auffing, symbolisiert die Lehre von der Transsubstantiation, die Umwandlung von Brot und Wein des Meßopfers in Leib und Blut Christi. Die in der mittelalterlichen Artusepik literarisch erstmals thematisierte Suche nach diesem Kelch, dem Heiligen Gral, gehört zu den machtvollsten Mythen des Abendlandes. Ihren Ausgang nahm die Gralssage im „Perceval“ des Chrétien de Troyes (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts). Der hier startende ideengeschichtliche Parforce-Ritt des Münchner Religionswissenschaftlers Matthias Egeler führt über Wolfram von Eschenbach über Richard Wagners „Grals-opern“ bis zu trivialisierenden Adaptionen wie der in drei Dutzend Sprachen übersetzten, mit humanitaristischer „Toleranz“-Ideologie aufgeladenen Languedoc-Trilogie (2005–2012) von Kate Moss oder dem Thriller „The Da Vinci Code“ (2003) von Dan Brown. Daß Egeler viel knappen Raum für Heinrich Himmlers „Gralssucher“ Otto Rahn (1904–1938) opfert, um nach dem Vorbild von Steven Spielbergs „Indiana Jones and the Last Crusade“ (1989) „die Affinität von Nazis zum Gral“ zu exponieren, ist in Anbetracht seiner vollständigen Ausblendung der deutschen geistesgeschichtlichen Gralsforschung, von Wendelin Foersters Chrétien-Studien bis zu Konrad Burdachs posthumem „Der Gral“ (1938), sehr zu bedauern. (wm)

Matthias Egeler: Der Heilige Gral. Geschichte und Legende. C. H. Beck, München 2019, 128 Seiten, 9,95 Euro





Partisanen. Bereits bevor Stalins Rotarmisten im Herbst 1944 in Siebenbürgen den oft mit Tod, Vergewaltigung und Leid verbundenen Erstkontakt zu deutschen Zivilisten bekamen, wurden die seit Jahrhunderten in der nördlichen Slowakei (vor allem der Zips) siedelnden Deutschen Opfer von mörderischen Übergriffen der Partisanen. Diese setzten sich oftmals aus entlaufenen sowjetischen Soldaten, aber auch NS- oder Tiso-Regime-Gegnern zusammen, die unbarmherzig gegen die Zivilisten vorgingen. Der damals jugendliche Johann Turtschan beschreibt diese Leidenszeit, die mit Eintreffen von Partisanenjägern von Wehrmacht und SS im Herbst 1944 keineswegs ein Ende fand. (bä)

Johann Turtschan: Der Partisanenaufstand im Hauerland und in der Zips (Tatra-Gebiet) Sommer 1944 und danach. Helios Verlag, Aachen 2019, gebunden, 182 Seiten, 19,90 Euro