© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/19 / 20. Dezember 2019

Meldungen

Reaktor-Aus: „Mehr für Energiewende forschen“

BERLIN. Nach 46 Jahren Neutronen-Forschung ist der Betrieb des Atomreaktors BER II am 11. Dezember eingestellt worden. Die Ausrichtung des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) habe sich verändert, man werde „mehr für die Materialforschung da sein, mehr für die Energiewende in Deutschland forschen“, erklärte Roland Steitz, von der HZB-Stabsabteilung Forschung im Sender RBB. „Wir bedanken uns herzlich bei allen Menschen, die über Jahrzehnte dazu beigetragen haben, daß die Neutronenforschung auf international exzellentem Niveau in Berlin-Wannsee betrieben werden konnte“, sagte HZB-Geschäftsführer Jan Lüning. Der Zehn-Megawatt-Leichtwasserreaktor am einstigen Hahn-Meitner-Institut sei sehr gefragt gewesen: Über 600 Besuche von Gastforschern gab es allein 2019. Dies habe ein internationales und inspirierendes Arbeitsumfeld ermöglicht. Der 2013 vom politisch dominierten HZB-Aufsichtsrat beschlossene BER-II-Abriß wird mit 240 Millionen Euro veranschlagt, die Kosten würden vom Bund getragen. (fis)

 www.helmholtz-berlin.de





Kosmischer Zensus: Gaia vermißt die Milchstraße

PARIS. Das 2013 von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) ins All geschickte Teleskop Gaia ist zur „Inventur im Universum“ unterwegs. Mit bisher unerreichter Präzision vermißt es zwei Milliarden Sterne und hat laut den beteiligten Forschern des Max-Planck-Instituts für Astronomie einen Datenschatz gesammelt, „der unser Bild der Milchstraße verändert“. Die größte Weltraumkamera ermögliche einen kosmischen Zensus nie gekannten Ausmaßes. Gaia arbeite so genau, daß es die Bewegung eines hypothetischen Käfers auf dem Mond zentimetergenau messen könnte. Als Nebenprodukt lieferte Gaia Daten zu „Oumuamua“ (JF 48/18), einem zigarrenförmigen Himmelskörper, der 2017 im Sonnensystem entdeckt wurde (Max Planck Forschung, 3/19). (rs)

 www.mpia.de/gaia/about/gaia





KI-Risiken: Bedenklich unabsehbare Folgen?

DRESDEN. Die Steuerungsprogramme der Künstlichen Intelligenz (KI) haben einen Code von Hunderttausenden Zeilen, den kein Mensch voll erfassen könne. Tests würden nie alle möglichen Szenarien einbeziehen, was die KI-Anwendung „bedenklich unabsehbar“ mache, wie der Mathematiker Simon Müller und der Jurist Yannic Weber im Magazin Tumult (4/19) ausführen. So hätten schmerzliche Ereignisse wie der Flash-Cash-Crash 2010, der Cambridge-Analytica-Skandal bei Facebook (2018) oder die Boeing- 737-Max-Abstürze das Vertrauen in eine Technologie erodieren lassen, die von den meisten nicht ansatzweise verstanden werde. (li)

 www.tumult-magazine.net





Erkenntnis

„Die beste Lösung ist eine hohe Diversität bei Alter und Baumart. Durch die Globalisierung haben sich invasive Spezies und globale Krankheiten vermehrt, die verheerende Auswirkungen haben, etwa das Ulmensterben.“

Björn Wiström, Landschaftsplaner an der Universität Alnarp (Schweden)