© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/20 / 03. Januar 2020

Die „Flüchtlingskrise“ im linksliberalen „Debattenfeuilleton“
David gegen Goliath
(dg)

Die „Flüchtlingskrise“, der bis heute anhaltende Einzug kulturfremder Menschen ins bundesdeutsche Sozialsystem, löste in der Berliner Konsensrepublik einen veritablen „Kulturkrieg“ aus. Aus Sicht der Hamburger Soziologin Simone Jung, die dessen Hauptschauplatz inspiziert, das Feuilleton einiger überregionaler Zeitungen, standen sich in dieser „agonalen Auseinandersetzung um nationale Identität und soziale Zugehörigkeit“ zwei gleich starke Kontrahenten in der „diskursiven Arena“ gegenüber. Hier die dem „Ideal einer offenen Gesellschaft“ verpflichtete „liberale Kultur des Pluralismus“, dort die „Nationalkonservativen“, die in ihrem „Streben nach Tradition und Homogenität“ einen „kulturellen Essentialismus“ verfochten. Offenbar der weltfremden Diskurstheorie Jürgen Habermas’ folgend, daß bei demokratischer Willensbildung allein rationale Logik und vernünftige Argumente entschieden, setzt Jungs im März 2016 endende Presseauswertung voraus, daß beide Parteien gleichberechtigt vertreten gewesen seien im „Debattenfeuilleton“. Jenem Ort öffentlicher Diskussion, der in Deutschland die „Vielfalt an Stimmen unterschiedlicher Wissen- und Repräsentationsformen“ zusammenführe, um über die „richtige Form von Gesellschaft zu streiten“. Tatsächlich vermag sie mit Botho Strauß, Rüdiger Safranski und Peter Sloterdijk nur drei angebliche „Wortführer der nationalkonservativen Bewegung“ zu zitieren, die überhaupt zu Wort kamen. Allerdings räumt sie ein, daß es dem linksliberalen Goliath zwar gelungen sei, die Deutungshoheit zu behaupten, nicht aber David, die „neuen Rechtsintellektuellen“, als „rechtsextremistisch zu entlarven“ (Berliner Debatte Initial, 1/2019). 


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