© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/20 / 03. Januar 2020

Künstliche Intelligenz bei den Klassikern der Science-fiction
Androiden – die besten Politiker
(ob)

Seit kurzem gibt es eine intensive Diskussion über Möglichkeiten und Gefahren der Künstlichen Intelligenz (KI), die bei den einen Hoffnungen auf eine perfekte Industrie 4.0 weckt, bei anderen Befürchtungen über Arbeitsplätze vernichtende Digitalisierung hervorruft. Selbst lernende und sich vervollkommnende Algorithmen beschäftigen die Öffentlichkeit aber auch jenseits der wirtschaftlichen und praktischen Anwendungen, wie der Kölner Literaturwissenschaftler Hans Esselborn in seiner Studie über „Künstliche Intelligenz in der Science-fiction als Alternative zum Menschen“ zeigt (Wirkendes Wort, 2/2019). Die Anfänge literarischer Imaginationen der sozialen und psychologischen Folgen von KI reichen bis in die 1950er zurück als der Computerforscher Alan Turing die Ununterscheidbarkeit von Mensch und Maschine proklamierte und der Begriff KI in seiner englischen Fassung artificial intelligence erstmals auftauchte. Fast gleichzeitig begannen Science-fiction-Autoren wie Isaac Asimov, Stanislaw Lem, Philip K. Dick und Herbert W. Franke damit, das Wissen der neuen Computerwissenschaft in Romanen und Erzählungen zu verarbeiten. Ihre Texte decken dabei bereits das gesamte Spektrum der aktuellen Kontroversen ab, die zwischen fundamentalen Ängsten vor einer Machtübernahme durch Maschinen und Hoffnungen auf ein neues Paradies, organisiert durch rationale und gerechte Androiden, „den besten Politikern“ (Asimov), schwanken. Beide Alternativen dürften sich zukünftig aber nicht realisieren, weil künstliche Vernunft eine materielle Basis benötige und damit Produkt des Menschen bleibe, das er aus Selbsterhaltungsgründen sich seiner Ethik unterwerfen werde. 


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