© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/20 / 03. Januar 2020

Verstädterung entfesselt keine Wirtschaftskräfte
Afrikas Sonderweg
(dg)

Historisch gesehen sind Städte Zentren menschlicher Entwicklung und treibende Wirtschaftskräfte.“ Eine Feststellung, deren Richtigkeit anhand der Geschichte Europas, Nordamerikas und Asiens leicht einzusehen sei, denn dort bedeutete Urbanisierung stets erhöhte ökonomische Produktivität. Für Afrika gehe diese Gleichung bisher leider nicht auf, beklagen Christoph Matschie (SPD), der im Auswärtigen Ausschuß des Bundestages den Gesprächskreis Afrika leitet, und sein Bürochef, der Politologe Stefan Steinicke (Internationale Politik, 11/12-2019). Die Verstädterung schaffe dort keine wirtschaftlichen Aufschwünge. Stattdessen verharre der Großteil der Landflüchtigen in den sich ungeordnet ausbreitenden, mit zahllosen Slums durchsetzten Metropolen in „informellen Jobs“. Trotzdem zögen immer weitere Massen stadtwärts, weil sie dort auf bessere Aufstiegschancen hofften. Die gebe es aber so lange nicht, wie das Wirtschaftswachstum gering bleibe. Die seit 2005 zu verzeichnende durchschnittliche Wachstumsrate von fünf Prozent sei zu wenig, da sie mit der Bevölkerungsexplosion nicht Schritt halte. Bis 2050 werde sich Afrikas Bevölkerung auf 2,4 Milliarden verdoppeln, in den Städten sich sogar verdreifachen. Ob Urbanität unter diesen Bedingungen Wohlstand bedeute, sei fraglich. Wahrscheinlicher sei das Szenario unregierbarer Städte, „Failing cities“. 


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