© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/20 / 03. Januar 2020

Touché, der Herr!
Wenn die Gesellschaft immer mehr verweichlicht
Werner Olles

In der postheroischen Gesellschaft sind Begriffe wie „Heldentum“ oder „Mut“ tabu. Allenfalls „Zivilcourage“ – am liebsten „gegen rechts“ – soll der Bürger zeigen. Nebenbei wird er zur Denunziation islam- oder migrationskritischer Meinungen aufgefordert. Und dies, obwohl unsere Geschichte mit dem Nationalsozialismus und der DDR Negativbeispiele zeigt. Wer aufmuckt, gilt als Verfassungsfeind. Selbst ein ehemaliger Präsident des Verfassungsschutzes wie Hans-Georg Maaßen ist dagegen nicht gefeit. Er hatte den Mut, den Lügen der Regierung zu widersprechen. Ähnlich ist der Fall des Kabarettisten Uwe Steimle, der jüngst vom MDR gefeuert wurde, weil er den öffentlich-rechtlichen Sendern zu große Staatsnähe vorwarf. 

Der Neurologe und Psychiater Burkhard Voß analysiert in seinem Buch die Drückebergerei, Asozialität und Egozentrik einer Gesellschaft von Antihelden wie Francesco Schettino, Kapitän der „Costa Concordia“, der 2012 den Untergang seines Schiffes von einem Felsen aus beobachtete, da er als erster von Bord gegangen war und Mannschaft und Passagiere ihrem Schicksal überlassen hatte. Der Kapitän der „Titanic“ ging gefaßt mit seinem Schiff, für das er die Verantwortung trug, unter.

Im Vorwort schreibt Josef Kraus, daß sich in Deutschland ein „androgyner Antiheroismus“ entwickle, eine „wohlfühlige, aber im Kern autoaggressive Bußfertigkeit“. Hinzu komme „eine postpatriotische, illusionäre militant-pazifistische Grundhaltung“. Die Galerie der Antihelden reicht von Che Guevara, der Hunderte Todesurteile unterschrieb und etliche selbst vollstreckte, über die Neofeministin Judith Butler, Erfinderin des Gender-Gaga, die von 60 Geschlechtern phantasiert, bis zur Pseudoheldin und Klimapaniker­in Greta Thunberg, deren Anhängerschaft typisch sei für eine verängstigte, areligiöse Nanny-Gesellschaft. Es ist dies ein Auslaufmodell der Evolution, in dem die „grünen Ethikweltmeister“ das Sagen haben. Voß sieht „Quotenregelungen (als) die idealen Weichmacher des Leistungsprinzips“, kritisiert die Deeskalationspolitik bei gewalttätigen Demonstrationen und hält die Massenmigration raumfremder „Flüchtlinge“ für „von oben verordneten Masochismus“.

Burkhard Voß: Wenn der Kapitän als Erster von Bord geht. Wie Postheroismus unsere Gesellschaft schwächt. Solibro Verlag, Münster 2019. 170 Seiten, 16,80 Euro