© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

CSU vergrätzt Bauern, um Grünen zu gefallen
Latte-Macchiato-Politik
Thorsten Brückner

Wie sehr sich die CSU von ihren einstigen Stammwählern entfremdet hat, zeigen die Bauernproteste vor dem Kloster Seeon. Die Landesgruppe wollte sich dort bei ihrer alljährlichen Winterklausur eigentlich mit Themen beschäftigen, die ihrer neuen urbanen Latte-Macchiato-Zielgruppe gefallen sollen: Verlängerung des Elterngelds, falls die Väter auch ein paar Monate zu Hause bleiben, eine Kita-Pendlerpauschale und mehr Transfergelder für Alleinerziehende. Doch die durch die neue Düngeverordnung aufgebrachten Bauern machten Alexander Dobrindt und Markus Söder einen Strich durch die Rechnung.

Söder versprach jetzt eine Überprüfung der Verordnung, die Teil des auch von der CSU mitbeschlossenen Agrarpakets ist. Die Landwirte fühlen sich von den Christsozialen verraten und verkauft. Eines der bei der Demo hochgehaltenen Schilder brachte es auf den Punkt: „CSU=Heimat? Ich fühle mich vertrieben“. Auch weil Söder in der Übernahme grüner Anliegen mittlerweile die beste Lebensversicherung für seinen Verbleib im Amt des Ministerpräsidenten sieht.

Da helfen auch die markigen Forderungen auf dem Feld der Sicherheitspolitik wie Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters oder mehr Geld für die Bundeswehr nicht. Denn nicht mal die größten Optimisten dürften ernsthaft glauben, daß dies mit der SPD in Berlin umzusetzen ist.