© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

Zitate

„In Deutschland wird eine Politik betrieben, durch die Geringqualifizierte angelockt und Hochqualifizierte abgeschreckt werden. Auf Dauer steigt dadurch die Zahl derjenigen, die mehr soziale Leistungen in Anspruch nehmen, als sie Steuern und Sozialabgaben zahlen (Nettoleistungsempfänger), und sinkt die Zahl derjenigen, die mehr Steuern und Sozialabgaben zahlen, als sie soziale Leistungen in Anspruch nehmen (Nettoabgabenzahler).“

Fritz Söllner, Professor und Leiter des Fachgebiets Volkswirtschaftslehre an der TU Ilmenau, auf dem Politblog „Achgut.com“ am 3. Januar





„Niemand weiß momentan, ob die weltweiten Vermehrungsraten und der dazugehörige Massenkonsum von China bis Brasilien das Klima endgültig ruinieren werden – oder ob Deindustrialisierung und Wohlstandsverzicht im vergleichsweise kleinen Deutschland an dieser ungemütlichen Zukunft noch etwas ändern. Schon komisch: Exakt die Großtechnologien und Industrien, die in den 1920er Jahren individuelle Freiheiten und Erleichterungen brachten – Elektrifizierung im Haushalt und Automobile als Massenware –, stehen heute im Verdacht, schlimmste Zukunftskiller zu sein.“

Dirk Schümer, Historiker und Redakteur für europäische Themen, in der „Welt“ vom 3. Januar





„Bis auf die eine oder andere Reform fürs Bankengeschäft blieb in Sachen Finanzglobalisierung vieles beim alten. Nach wie vor schießen Händler Billionen täglich über ihre Bildschirme. Nach wie vor werden die Märkte von Herdenreflexen getrieben. Nach wie vor gibt es auch noch keine wirklich gute Antwort darauf, wie Politiker damit umgehen sollen, wenn als Folge von Globalisierung oder neuen Technologien ganze Branchen und Regionen wirtschaftlich abzustürzen drohen.“

Thomas Fricke, Wirtschaftsjournalist, auf „Spiegel online“ am 3. Januar





„An Universitäten fordern Studierende Schutz vor unliebsamen Meinungen ein. Sie fürchten, selbst Worte in einem Buch könnten sie traumatisieren. (…) Das Ideal des selbstbestimmt lebenden Individuums verblaßt, und an seine Stelle tritt das immerzu Aufmerksamkeit und Mitgefühl einfordernde Opfer. Dessen Selbstwertgefühl speist sich nicht aus eigenen Leistungen, Ideen oder guten Taten. Die neuen Opfer sind stolz darauf, etwas erlitten zu haben. Sie definieren sich durch – reale oder vermeintliche – Verletzungen.“

Matthias Lohre, Ex-Redakteur der „taz“ und Schriftsteller, im Deutschlandfunk Kultur am 6. Januar





„Auch wenn es nach wie vor fundamentale Gründe dafür gibt, daß keine der beiden Seiten – Washington und Teheran – in einen vollständigen Krieg eintreten will, drohen die Beteiligten durch die nächsten wechselseitigen Eskalationen wie im Schlafwandel in den Krieg zu ziehen. Ein 1914-Moment: Niemand will den Krieg, und doch kommt es dazu, weil die internationale und regionale Diplomatie versagt und niemand eingreift. Es wäre fahrlässig, nicht alles zu versuchen, die drohende Eskalation zu verhindern oder zumindest in Grenzen zu halten.“

Sigmar Gabriel, Ex-SPD-Chef und ehemaliger Außenminister, im „Handelsblatt“ vom 6. Januar