© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

Meldungen

Polizei stoppt Abbau von Holocaust-Säule

BERLIN. Die Berliner Polizei hat mehrere Personen daran gehindert, die Stahlsäule des „Zentrums für politische Schönheit“ (ZPS) vor dem Reichstag abzureißen. Bis zu zwanzig Mitglieder des „Aktionskünstler-Komitees“ (AKK) versuchten vergangenen Sonntag, die Säule mit einem Trennschleifer abzubauen. Die Polizei bestätigte dem RBB, sie sei nach etwa 40 Minuten eingetroffen, wodurch die Aktion unterbrochen worden sei. Die Gruppe hielt unter anderem eine israelische Flagge und ein Transparent hoch, auf dem zu lesen war: „Wer Leid konsumierbar macht, ist Teil des Problems.“ Das „Zentrum für politische Schönheit“ sagte dem Sender zufolge gegenüber der Polizei, es sei Eigentümer der Stele, die mit Asche und Knochenresten von Holocaust-Opfern gefüllt gewesen sein soll, und erstattete Anzeige wegen Sachbeschädigung. Ob die als Kunstwerk deklarierte Säule rechtmäßig oder unrechtmäßig auf dem Gelände gegenüber dem Reichstagsgebäude stehe, sei unabhängig zu bewerten, erklärte die Polizei demnach. Das AKK schrieb in einer Mitteilung, es unterstütze zwar die Intention des ZPS, die Union vor einer Zusammenarbeit mit der AfD zu warnen. Eine solche Säule sei jedoch ein unsägliches Mittel, mit der die Würde der Holocaust-Opfer und ihrer Angehörigen verletzt worden sei. Unter den AKK-Mitgliedern ist auch der Autor Eliyah Havemann, Sohn des Liedermachers Wolf Biermann. Sein Großvater mütterlicherseits war der DDR-Dissident Robert Havemann. Sein Großvater väterlicherseits wurde in Auschwitz umgebracht. „Mit Asche von Opfern des Holocaust sollte man keine Kunst und Politik machen“, sagte Havemann der Nachrichtenagentur dpa. Bei dem Gedanken, daß die Säule auch die Asche seines Großvaters enthalten könnte, sei ihm „akut schlecht“ geworden. Das ZPS habe dem eigentlichen Ziel, vor der AfD zu warnen, einen „Bärendienst“ erwiesen, weshalb die Säule wegmüsse – „besser heute als morgen“. Das ZPS um Gründer Philipp Ruch hatte die Stahlsäule im Dezember aufgestellt und war dafür teils heftig kritisiert worden. Später entschuldigte sich die Gruppe und gab an, die angeblich enthaltene Asche der Orthodoxen Rabbinerkonferenz übergeben zu haben. Die Bezirksverwaltung von Berlin-Mitte hatte dem ZPS eine Frist bis zum 20. Dezember gegeben, die einbetonierte Säule zu entfernen. Das selbsternannte Künstlerkollektiv legte Widerspruch dagegen ein. (ls)





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