© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

Frisch gepresst

Prussia. Das neueste Werk des um Ostpreußens Geschichte schon vielfach verdienten Kulturhistorikers Wulf D. Wagner handelt von der 1844 in Königsberg gegründeten Altertumsgesellschaft Prussia. Wie vom Verlag versprochen, bietet das reich illustrierte Werk, in dem Wagner sich wie schon zuvor in seinen Veröffentlichungen zur Güterkultur zwischen Weichsel und Memel auf gründliche Auswertung umfangreicher Aktenbestände beruft, mehr als eine „spannende Reise“ in die Vor- und Frühgeschichte Ostpreußens. Das „im Lauf mehrjähriger Arbeit über den ursprünglich beabsichtigten Rahmen erheblich hinausgewachsene Werk“ – wie der Autor in Anlehnung an den Königsberger Archäologen Carl Erpel augenzwinkernd eingesteht – porträtiert auch jene Generationen von Idealisten, vom Professor bis zum Dorfschullehrer, die mit einer Leidenschaft auf die „Suche nach Herkunft“ gingen, die für unsere „Jetztmenschen“ (Jacob Burckhardt), die sich nicht einmal über gestern und vorgestern, geschweige denn, mit Goethe, über 3.000 Jahre Rechenschaft geben wollen, wohl jenseits des Vorstellbaren liegt. (bä)

Wulf D. Wagner: Die Altertumsgesellschaft Prussia. Einblicke in ein Jahrhundert Geschichtsverein, Archäologie und Museumswesen in Ostpreußen (1844–1945), Husum Verlag, Husum 2019, geb., 368 Seiten, Abb., 34,95 Euro





Eichhörnchen. „An meinem Eichkätzchen“, notiert der Dramatiker Friedrich Hebbel am 15. Juni 1861 in seinem Tagebuch, „mache ich Erfahrungen, die über alles hinausreichen, was man der Tierwelt bisher zugestand.“ Ein halbes Jahr später muß der misanthropische Dichter von dieser „Offenbarung der Natur“ traurig Abschied nehmen: „Unser Liebling Herzi, Lampi, Schatzi ist verschieden, kaum 3 Jahre und einige Monate alt.“ Eine ähnliche Offenbarung bescherte dem Evolutionsbiologen und vielfach prämierten Sachbuchautor Josef H. Reichholf die „Nachtausgabe“ des Eichhörnchens, der mit ihm eng verwandte Siebenschläfer. 50 Jahre später war die Erinnerung an dieses beglückende Erlebnis ein Auslöser für die intensive Beschäftigung mit diesem „Sympathieträger Nr. 1“ in der heimischen Tierwelt. Entstanden ist daraus ein schönes, mit Illustrationen Johann Brandstetters geschmücktes Buch, das gründliches zoologisches Faktenwissen in verständlicher Form präsentiert. (wm)

Josef H. Reichholf: Das Leben der Eichhörnchen. Hanser Verlag, München 2019, gebunden, 223 Seiten, 20 Euro