© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/20 / 17. Januar 2020

Die SPD und der demokratische Sozialismus
Ein Mythos stirbt nie
Angelika Barbe

Mit Zwangskollektivierung, Zwangsenteignung, Zwangsumsiedlung und Zwangseinweisung wollte die SED die DDR-Bürger im real existierenden Sozialismus zwangsbeglücken. Auch die SED-Umbenennung täuscht nicht darüber hinweg, daß der Sozialismus nun wieder auferstehen soll. Neulich gestand Gregor Gysi im Deutschlandradio Kultur, der „Staatssozialismus“ sei  gescheitert,  um dann zu fordern, der „demokratische Sozialismus“ müsse erst noch seine Chance bekommen. Mit ihrem Tweet „Den echten Sozialismus gab’s bisher noch nicht“  stimmt ihm auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken in dieser Haltung zu.

Der Sozialismus ist gut, muß eben nur richtig gemacht werden. Erst haben Sozialdemokraten ihr Wort gebrochen, dann brachen sie der eigenen Partei das Genick – durch Koalitionen mit der Linken auf dem Weg zum „echten“ Sozialismus. Mit der Epplerschen Parole „Erst linke Mehrheit, dann linke Regierung“ ist die SPD zur Unkenntlichkeit geschrumpft. Die Großversuche an lebenden Menschen in den schlimmen Jahren des Nationalsozialismus und des real existierenden Sozialismus schrecken die Partei nicht ab, weiter munter von Kollektivierungen zu träumen. Aber wo Sozialismus draufsteht, ist auch Sozialismus drin.






Angelika Barbe war DDR-Oppositionelle, Gründungsmitglied der DDR-SPD, und saß von 1990 bis 1994 für die SPD im Bundestag.