© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/20 / 17. Januar 2020

Ein Kapitel schließt sich
Das einstige Organ der DVU: Nach 69 Jahren wird die „National-Zeitung“ eingestellt
Ronald Berthold

Die National-Zeitung gibt es nicht mehr. Die über Jahrzehnte bedeutendste rechtsradikale Publikation in Deutschland hat mit dem neuen Jahr ihr Erscheinen eingestellt. Und das sei „verschmerzlich“ – meint der DSZ-Verlag, der die Wochenzeitung herausgab. In der letzten Ausgabe wandte sich das Blatt mit sieben Zeilen an die „lieben Leser“ und gab nach 69 Jahren das Ende bekannt.

Der Medienwandel und das damit einhergehende veränderte Nutzungsverhalten in den vergangenen 15 Jahren machten den Schritt unumgänglich, hieß es. Zu verschmerzen sei das Aus, weil „Neues und gleichfalls Gutes herangewachsen“ sei. Neue Medien, die die Redaktion in ihrer Abschiedsmeldung nicht namentlich nennt, seien „ebenso rechtstreu und verfassungstreu sowie am Wohl des deutschen Volkes orientiert“.

Wie viele Exemplare der Zeitung sich zuletzt noch verkauften, ist unklar. 1967 soll die Druckauflage bei 145.000 Stück gelegen haben. 2006 war sie laut Bayerischem Verfassungsschutz auf 40.000 gesunken. Zuletzt fanden laut deutschem Pressegroßhandel noch 2.500 Exemplare für je 2,20 Euro am Kiosk einen Käufer. Hinzu kommt eine mutmaßlich deutlich höhere Zahl von Abonnenten.

Frühere NSDAP- und Waffen-SS-Angehörige hatten das Blatt 1950 als Deutsche Soldaten-Zeitung gegründet. Zehn Jahre später, in einer schweren Auflagenkrise, übernahm der Druckschriften- und Zeitungsverlag von Gerhard Frey die DSZ und benannte sie 1963 in National-Zeitung um. Mit dem neuen Verleger kam ein Aufschwung. Frey näherte das Blatt zunächst an die NPD an. 1971 gründete er die DVU und machte die National-Zeitung zu deren Organ.

Vor zehn Jahren fusionierten die beiden Parteien. Die Deutsche Stimme blieb NPD-Zeitung, für die National-Zeitung blieb immer weniger Raum. Viele Leser starben weg. Mit dem Tode Gerhard Freys 2013 verlor das Wochenblatt sein bekanntestes Gesicht und immer mehr an Bedeutung. Kurz vor seinem 70. Geburtstag stellt es nun sein Erscheinen ein.