Wer auf See den Jolly Roger, die schwarze Totenkopfflagge, führte, endete in früheren Zeiten nicht selten aufgehängt an der Rahnock. Das Zeichen für Gesetzlosigkeit, Mord und Piraterie hat allerdings mittlerweile von seinem Schrecken eingebüßt. Heute dominiert das Symbol beim Kinderfasching, in Hollywoodfilmen oder bei linken Fußballclubs.

Das hat wohl auch die Jury dazu bewogen, ein an das Freibeutersymbol angelehntes Corporate Design für die Kieler Woche im Juni 2020 zu küren. Der Entwurf des Tschechen Jiri Oplatek präsentiere sich „humorvoll und emotional“, lobt das Gremium den blaugrünen Totenkopf mit gekreuzten Knochen: „Abenteuer, Ausgelassenheit und Freiheit stellen sich beim Betrachten ein.“ Ob das grundsätzlich auch für Segler und Marinesoldaten gilt, dürfte jedoch umstritten sein, gilt doch das Flaggenführen des Jolly Roger außer auf Baggersee-Jollen als verpönt. Da der „bisher noch nicht dagewesene graphische Ansatz im Kieler Design“ traditionell während Segelfestivals an der Förde auch von anwesenden Kriegsschiffen geführt wird, dürften Irritationen vorprogrammiert sein. Bei den Kielern jedenfalls ist der Entwurf bereits durchgefallen: In einer großen Umfrage der Kieler Nachrichten vergaben 63 Prozent von 3.000 Teilnehmern die Noten 5 und 6.