© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/20 / 24. Januar 2020

VW-Konzern bleibt weltweiter Automobilmarktführer vor Toyota
Spiegel der Wirklichkeit
Markus Brandstetter

Seit einiger Zeit wird die deutsche Autoindustrie von der Presse für tot erklärt. Alles, was sie macht, macht sie falsch. Sie ist rückwärtsgewandt, unbeweglich, zu starr, zu sehr auf sich selbst fixiert, zu wenig öko, nicht umweltbewußt, nicht grün, nicht sparsam. Und sie habe keine Konzepte für die Zukunft, die deshalb an ihr vorbeigehen und ganz anderen Unternehmen – höchstwahrscheinlich dem amerikanischen E-Auto-Produzenten Tesla – gehören werde, so der Tenor.

Wer diesen Unsinn seit Jahren hört und liest, dem könnte glatt entgangen sein, daß der VW-Konzern bereits seit 2016 der größte Autobauer der Welt ist – auch 2019. Trotz „Dieselgate“, weltweiter Handelskonflikte, steigender Zölle und einer sich abschwächenden Konjunktur lieferte die Volkswagengruppe – von Audi über Lamborghini, MAN und Porsche bis hin zu Scania, Škoda und VW – voriges Jahr 10,97 Millionen Fahrzeuge aus. Das waren 1,3 Prozent mehr als 2018. Allein im Dezember 2019 wuchsen die Auslieferungen um 12,5 Prozent auf gut eine Million Pkws, Lkw und Busse, wobei VW vor allem von der gestiegenen Nachfrage nach SUVs (Tiguan, Q3 & Co.) profitierte.

Knapp Zweiter ist erneut die japanische Toyota-Gruppe mit global 10,7 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen. Daß VW diesen Konzern, der in Deutschland 2019 mit nur 88.085 verkauften Autos sogar hinter Fiat rangierte, nun erneut überholt, heißt etwas. Die Japaner bemühen sich seit Jahrzehnten mit aller Kraft und unter Einsatz ihres formidablen Systems von Qualitätskontrollen, größter Autobauer der Welt zu werden. Von 2008 bis 2015, nur unterbrochen vom Fukushima-Jahr 2011, stand man schon einmal auf dem Siegertreppchen. Klar hinter VW und Toyota lag die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi. Der globale Absatzeinbruch und der Rauswurf ihres charismatischen Chefs Carlos Ghosn (JF 4/20) macht dem eurasischen Zusammenschluß besonders zu schaffen. Vierter war 2019 erneut die einstige Opel-Mutter General Motors. Nichts verdeutlicht besser den globalen Aufstieg von VW, denn GM war bis 2007 jahrzehntelang Weltmarktführer. Und der Hyundai-Kia-Konzern verkaufte voriges Jahr statt 7,6 nur noch 7,2 Millionen Autos.

Die inzwischen von allen Medien unablässig als Geschäft der Zukunft propagierten Elektroautos machen bislang am VW-Gesamtgeschäft nur einen winzigen Anteil aus: Von den fast elf Millionen Autos hatten gerade einmal 140.000 einen Elektromotor – und da sind Hybridfahrzeuge, die über eine Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor verfügen, schon mit eingerechnet.

Hätte VW also bereits vor Jahren, wie von den nebenberuflichen Unternehmensberatern in den deutschen Zeitungsredaktionen andauernd angemahnt, seinen Schwerpunkt auf Elektroautos gelegt, dann stünde der Konzern heute ganz anders da und hätte 2019 sicher nicht den höchsten Umsatz und den größten Gewinn der Unternehmensgeschichte erzielt.