© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/20 / 24. Januar 2020

Zeitschriftenkritik: Frankreich-Magazin
Verfallene Schlösser retten
Thorsten Thaler

In Frankreich gibt es zwischen 30.000 und 40.000 Schlösser, von denen schätzungsweise 600 verlassen und teilweise oder vollständig verfallen sind. Grund: Die finanzielle Unterhaltung sowie nötige Renovierungen, sei es durch private Eigentümer, sei es durch die jeweiligen Gemeinden, sind in vielen Fällen nicht bezahlbar. „So werden die Schlösser zu bedrohtem Kulturerbe; ihre Zahl droht sich bei ausbleibendem Unterhalt in zehn Jahren zu verdoppeln“, warnt das viermal im Jahr erscheinende Frankreich-Magazin in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 1/2020).

Eine Reportage begleitet den freien Kameramann und Fotografen Bob Thissen zu einem mittelalterlichen Schloß südlich von Metz. Dessen Privatbesitzer sucht seit Jahren vergeblich einen Käufer, obwohl der größere Teil des Schlosses noch „überraschend intakt ist“. Thissen geht hier seiner Leidenschaft für urban exploring nach, der privaten Erkundung nicht öffentlicher Räume, und hält die „Schönheit des Verfalls“ in beeindruckenden Aufnahmen fest. „Viele leerstehende Schlösser verfallen schnell. Diebe stehlen die wertvollen Dinge, und sobald das Dach undicht ist, wird es in zehn bis zwanzig Jahren eine Ruine“, zitiert das Magazin den Fotografen.

Deshalb gründete  sich 2015 die Organisation „Adopte un châteaux“. Sie versteht sich als ein „Netzwerk von Enthusiasten“, wie es in einer Selbstbeschreibung heißt, die aufgegebene Schlösser und Burgen vor dem Untergang retten wollen. Dazu habe der Initiator Julien Marquis ein Team aus ehrenamtlich tätigen, erfahrenen Ingenieuren, Architekten, Historikern und Kulturgutexperten zusammengestellt, um Schloßbesitzer und Gemeinden bei Restaurierungsprojekten beizustehen. Der Verein biete neben Analysen und Studien vor allem Hilfe bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. Beispielhaft dafür steht das Chateau de la Mothe-Chandenier. Die Burg aus dem 13. Jahrhundert liegt in der südwestlichen Region Nouvelle-Aquitaine. Ein Großbrand verwüstete 1932 weite Teile der Anlage. In einer Kooperation mit der Crowdfunding-Plattform Dartagnans sammelte Marquis’ Organsiation rund 1,6 Millionen Euro ein – mehr als genug, um dieses „einzigartige Monument“ zu renovieren, wie das Frankreich-Magazin schreibt.

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit der bretonischen Hafenstadt Saint-Malo, Heimat des legendären Freibeuters Robert Surcouf, der mit dem Segen der Regenten britische Handelsschiffe kaperte, und dem ehemals exklusiven Badeort Dinard an der gegenüberliegenden Seite der Bucht, in dem schon Victor Hugo und Pablo Picasso urlaubten.

Eine andere Reportage entführt in den Süden des Landes nach Toulouse. „Die Stadt verzeichnet nach Paris das schnellste Wachstum und zählt die meisten Startups und ausländischen Investionen“, heißt es darin. Toulouse sei „das Silicon Valley Frankreichs mit einer florierenden Luft- und Raumfahrtindustrie“, diversen Sehenswürdigkeiten und einer „fröhlich-frechen Offenheit“.

Kontakt: Abo- und Kundenservice, Mijntijdschrift.com, Curieweg 16, 8013 RA Zwolle, Niederlande. Das Einzelheft kostet 6,50 Euro, ein Jahresabo für vier Ausgaben 22 Euro.

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