© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/20 / 24. Januar 2020

Frisch gepresst

Preußen von Welt. Was der Potsdamer Romanist Ottmar Ette, der sich auch als Interpret und Editor des Werkes von Alexander von Humboldt einen Namen gemacht hat, in seinem jüngsten Werk bietet, ist eine Sammlung konventioneller biographischer Miniaturen. Sie sind Friedrich dem Großen, Heinrich von Kleist, Rahel Varnhagen, Georg Forster, Adelbert von Chamisso, den Brüdern Humboldt sowie, dem einzigen Unbekannten in der Porträtgalerie, Anton Wilhelm Amo gewidmet, einem aus der Sklaverei befreiten Schwarzafrikaner, der 1727 ein Studium in Halle aufnahm. Allesamt Leute, die mehr oder weniger viel herumkamen, was Ettes Titel von den „mobilen Preußen“ rechtfertigt. Doch will der Autor darüber hinaus anhand dieser Figuren „Ansichten jenseits des Nationalen“ vermitteln. Was gründlich schiefgeht. Dient er den Lesern doch ausgerechnet Preußen, den sprichwörtlich gewordenen Staat der Ruhe und Ordnung, weitgehender ethnischer und kultureller Homogenität, anhand der „radikalen Offenheit“ seiner mitunter zur Karikatur verzeichneten Probanden als „Land der vielen Migrationen und Inklusionen“ und somit Vorläufer der bunten deutschen Vielvölkerrepublik an. (ob)

Ottmar Ette: Mobile Preußen. Ansichten jenseits des Nationalen. Verlag J. B. Metzler, Berlin 2019, broschiert, 222 Seiten, 39,99 Euro





Hirntod. Noch am Morgen des 16. Januar verkündete Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), eine Mehrheit der Deutschen sei für die doppelte Widerspruchslösung bei der Organspende. Wer  nach Spahns Gesetz nicht vor seinem „Hirntod“ ausdrücklich „Nein“ zur Organentnahme gesagt hätte, wäre potentieller Spender geworden. Der Bundestag lehnte ab. Doch was ist der Hirntod? Was unterscheidet ihn vom schwächeren Kriterium: Herztod? Und wann ist ein Mensch wirklich tot? Die christliche Autorin schreibt, „allein zwischen 1968 und 1978 sind 30 verschiedene Hirntodkriterien veröffentlicht“ worden. Sie faßt die Diskussionen um die verschiedenen Todeszeichen im Kontext der Organspende zusammen, endet leider mit ihrer Aufzeichnung 2014. Interessant sind die gleichbleibenden kirchlichen Argumente. So habe Papst Johannes Paul II. zum Thema gesagt: „Es ist niemals erlaubt, einen Menschen zu töten, um einen anderen zu retten.“ (mp)

Regina Breul: Hirntod – Organspende. Brisant und ehrlich. 4., aktualisierte Auflage.Verlag Media Maria, Illertissen 2019, broschiert, 160 Seiten, 14,95 Euro