© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/20 / 31. Januar 2020

Rechtsextremismus-Vorwürfe in der Bundeswehr
Fällt euch nichts Neues ein?
Christian Vollradt

Alaaaaarm!“ hallt es durch die journalistischen Wachstuben: Die Bundeswehr hat ein Rechtsextremismus-Problem. Es ist dieselbe Latrinenparole, die die parlamentarischen Feldgendarmen von Linksfraktion und Grünen im Verteidigungsausschuß seit nahezu zwei Jahren herumposaunen. Doch auch ständig wiederholt wird Falsches nicht richtig. Es gab im vergangenen Jahr 550 Verdachtsfälle – und 14 Fälle von nachweisbarem Extremismus; gut die Hälfte davon rechtsextrem. 

Das Phänomen rangiert also angesichts von gut 182.000 Soldaten im niedrigen Promillebereich. Doch die Korporalstockschwinger bremst das nicht. Sie raunen stattdessen von bedenklichen „rechten Tendenzen“. Wo fangen die an? Mit Kritik eines Staatsbürgers in Uniform an der Flüchtlingspolitik bei Facebook? Oder bei einem Revell-Modellbausatz des Halbkettenfahrzeugs „Sd. Kfz. 7/2“ im Maßstab 1:72 auf Stube? 

Klar: Soldaten müssen treu zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung stehen, da gibt es kein Vertun. Extremisten, gleich welcher Couleur, gehören nicht in die Bundeswehr. Aber genausowenig darf Gesinnungsschnüffelei den auf Kameradschaft beruhenden Zusammenhalt der Truppe zerstören. Sind die zu Unrecht unter Verdacht geratenen Soldaten Opfer von Denunziation? Das wäre der eigentliche Skandal. Die unseligen Zeiten, da dem allseits gefürchteten Politoffizier der feste Klassenstandpunkt nachzuweisen war, sind Gottseidank vorüber.