© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/20 / 31. Januar 2020

Aufgeschnappt
Uniform ante portas
Matthias Bäkermann

Ob dieser politisch-korrekte Vorstoß besonders klug war, dürfte fraglich sein. Mitte Januar provozierte ein Zwischenfall in der Mainzer Kneipe „Gutleut“ die Narrenseelen am Rhein. So begehrten fünf Gardistinnen eines Karnevalsvereins Einlaß in das nur mehrere Steinwürfe vom Dom entfernte Lokal und wurden schroff abgewiesen: Ihr Uniformrock passe nicht in die auf Lounge getrimmte Atmosphäre der Bar. Und überhaupt, außer zwischen Weiberfastnacht und Rosenmontag sei das Gutleut eine „fastnachtsfreie Zone“, zitiert die Mainzer Allgemeine Zeitung am 24. Januar den Lokalbetreiber. 

Närrische Feiern nur zur Hochkonjunktur mitzunehmen, findet Peter Gottron von der Mainzer Prinzengarde dagegen „scheinheilig und inkonsequent“. Mit Anspielung auf die Wirtschaftskraft der Narren zur Meenzer Fassenacht rät er zur Umkehr: „Gardisten im Laden zu haben, ist immer ein Vorteil für den Betreiber, weil es den Umsatz steigert“, so Gottron. Marcus Steinbrücker, Generalfeldmarschall der Schwarzen Husaren, erwägt sogar härtere Schritte: „Wenn uns so etwas passiert, dann gehen wir da nicht mehr hin.“ Die Gutleut-Betreiber rudern unterdessen zurück: Das Einlaßverbot gelte nicht per se der Uniform, sondern würde auch für „nach außen erkennbare Gruppen“ wie Fußballfans angewandt.