© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/20 / 31. Januar 2020

Lesereinspruch

Von wegen Sozialismus

Zu: „Nützlich bis in den Tod“ von Birgit Kelle (JF 3/20)

Was in der Diskussion um die Organspende erstaunlicherweise immer wieder zu kurz kommt, so auch in der neuerlichen Debatte, ist das Leid der Patienten, die dringend auf eine Organtransplantation warten. Ist der Hirntod eingetreten, die Voraussetzung für die Organspende, gibt es keine Rückkehr zu einem Leben als Mensch. Warum eigentlich sollten dann die Organe nicht einem lebenden Menschen noch helfen, statt von Würmern gefressen oder verbrannt zu werden? 

Die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagene Widerspruchslösung halte ich als Ärztin für human im Sinne der auf eine Spende wartenden Patienten. Ein solches Rechtsverständnis – wie die Publizistin Birgit Kelle es tut – als „Sozialismus“ zu bezeichnen, der auch vor dem Totenbett nicht halt mache, halte ich dagegen für gänzlich absurd. 

Meiner Meinung nach sollte bei Ablehnung der Widerspruchslösung vielmehr folgender Passus eingeführt werden: Wer kein Organ spenden will, soll auch keines erhalten. Das wäre gerecht.

Dela Schmidt, Bruchsal