Die 16jährige Amerikanerin Olivia Seltzer aus Kalifornien hat Anfang 2017 einen Nachrichtendienst für Jugendliche gegründet. „The Cramm“ nennt sich der Service, den man als E-Mail-Newsletter oder Textnachricht aufs Smartphone abonnieren kann. Das Besondere: Cramm enthält tagesaktuelle Nachrichten aus aller Welt, die sprachlich für Jugendliche aufbereitet sind – aber eben nicht von Erwachsenen, was oft unfreiwillig komisch bis peinlich wirkt, sondern von einem authentischen „Girlie“, das die Sprache ihrer Altersgenossen spricht. 

Die Newslettertexte unterscheiden sich kaum von denen des Mainstreams. 

Nach Überzeugung des Mädchens sind Jugendliche stark politik­interessiert, bevorzugen aber eine altersgerechte Ansprache. Darum sucht sie jeden Morgen eine Stunde lang aus zig Nachrichtenportalen die spannendsten Neuigkeiten zusammen und generiert daraus ihren Text sowie Instagram-Geschichten. Mittlerweile helfen ihr ein Dutzend gleichaltrige „Crammers“. Abgesehen von der Jugendsprache (Präsi Putin, fett, Daumen hoch, etc.) unterscheidet sich die Nachrichtenauswahl jedoch kaum vom Mainstream: Trump ist schlimm, dubiose NGOs und „Geschlechtergerechtigkeit“ bekommen Applaus. Die „News“ sind kategorisiert nach Highlights, Welt, USA, Politik, „Was man wissen muß“ und „Was sagt man dazu?“ Zu den Infotainment-Häppchen zählt beispielsweise die Meldung, daß der Musikdienst Spotify eine Wiedergabeliste für Hunde gestartet hat, die alleine zu Hause sind. 

Nach Eigenangaben liest über eine Million „Kids“ in 80 Staaten auf sechs Kontinenten täglich Olivias Zusammenfassung. Nun mögen klassische Konservative einwenden, daß es sich um eine Infantilisierung der Pressearbeit handelt. Aber ist es nicht auch richtig, junge Leute anzusprechen? Es wäre wünschenswert, wenn auch nicht-linke Jugendliche dem Beispiel folgen würden. Hoffnungsvolle Ansätze wie Youtuber „Neverforgetniki“ gibt es bereits (JF 32/19).