© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/20 / 31. Januar 2020

Vorbild sein, gerade für junge Männer
Patriotischer Deutschrap: Chris Ares und andere Musiker stellen die HipHop-Welt auf den Kopf
Hermann Rössler

Für meine Heimat und das Land von meinem Großvater ich bleib für immer hier, bis zu meinem Tod, Vater.“ So die ersten Zeilen aus „Du mein Deutschland“ von dem Rapper Chris Ares. Deutschrap ist die Nummer eins auf Schulhöfen und im Radio. Neue patriotische Protagonisten haben die Bühne betreten. Ihre Botschaft: Liebe dich selbst, liebe deine Familie, liebe dein Volk und seine Traditionen. Ein Gegenpol zum orientalisch geprägten Mainstream-Deutschrap und dessen verherrlichenden Texten über Drogen, „Bitches“ und Gewalt.

Chris Ares, Bloody32 und Prototyp nennen sich die aufstrebenden Künstler des Genres. „Heimat-Rap ist eine Musikform, die gerade steil nach oben geht“, konstatiert Chris Ares im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT. Und damit liegt er wohl nicht ganz falsch. So stand Ares vergangenen Sommer bereits mit einer Zusammenstellung einiger seiner Lieder auf Platz 1 der deutschen iTunes-Charts. Die Single „Neuer Deutscher Standard“ zusammen mit Prototyp ging bei den Amazon Downloadcharts kurzzeitig ebenfalls auf Platz 1 und erreichte bei den MTV-Downloadcharts den sechsten Platz. Auf Youtube werden die Songs der drei Künstler zehntausend- bis millionenfach aufgerufen. 

Kein Wunder, daß deutsche Medien das zum Anlaß nehmen, um vor der Verbreitung vermeintlich rechtsradikalen Gedankenguts in Form eines trojanischen Pferds namens Deutschrap zu warnen. MTV entschuldigte sich für die Chartplatzierung, man arbeite nun mal mit den Offiziellen Deutschen Charts zusammen, „auch wenn es uns so gar nicht gefällt, daß wir dort in diesem Fall auch solche Gestalten abbilden müssen“. 

Passend dazu ließ der Sender sein Emblem in Regenbogenfarben erscheinen. Mit Youtube ist es das übliche Spiel. Videos werden gelöscht. Was das Internetportal sperrt, findet sich in Telegramchats wieder. Von Spiegel TV und seinem gewollt hippen Jugendportal bento über das Lifestyleformat „Puls“ des Bayerischen Rundfunks bis hin zum linksradikalen Indymedia ist der Ton derselbe: Sieht nett aus, aber Vorsicht: Naziwolf im Schafspelz! 

Ares (68.400 Youtube-Abonnenten) und Prototyp (5.300) stehen bei „Arcadi Musik“ unter Vertrag. Das Label gehört zum gleichnamigen Verlag, der auch das Arcadi-Magazin herausgibt. Prototyp, zuvor schon bekannt von dem rechten Satireformat „Ruhrpott Roulette“ (JF 30-31/19), macht angriffslustigen Rap, kritisiert „Lügen in den Medien“ und prangert Zustände an wie „Schulen, in denen niemand mehr Deutsch spricht“. Am 24. Januar veröffentlichte er seine aktuelle Single „Am Glas verteidigt“.

Chris Ares benutzt teils orchestrale Beats und betont die Kontinuität der deutschen Kultur. Im Lied „Du mein Deutschland“ heißt es: „Für dieses Land von Goethe, Schiller und von Bach. Nietzsche, Haydn, Kant und Bismarck auch bei tiefer Nacht. Von Wien bis Stettin, wir stehen hier für die Erben.“ Im Lied „Hey du“ spricht er über das Verhältnis zu seinem Vater. Ares und Prototyp bilden zusammen das Duo „Neuer Deutscher Standard“. Im Frühjahr bringt Ares sein erstes Album „Machtwechsel“ heraus, das man ab dem 31. Januar vorbestellen kann. Dann erscheint auch die erste Single samt Video. 

Die Zahlen von Bloody32 (28.000 Youtube-Abonnenten) stehen für CB, also Cottbus. Seine Musik wird von „Sub:Version Production“ produziert. Bloody32 berichtet in seinen Texten auch über seine Zeit als Fußballfan und Hooligan. „Und irgendwann begriff ich, welchen Wert die Heimat hat, seitdem liebe ich mein Land, die Kultur und meine Stadt. Und das bedeutet nicht, daß man andere haßt, sondern daß man stolz auf das ist, was uns ausmacht“ („Eines Tages“). 

„Jeder sollte seine Heimat lieben“

Rappende Patrioten, die sich kämpferisch, heimatverbunden und prinzipientreu präsentieren, scheinen in der deutschen Musikszene nicht erwünscht zu sein. Aber ist das überhaupt der Anspruch, den diese vertreten? Nein, sagt Ares. „Es erfüllt mich mit Stolz, nicht Teil der etablierten Musiker-Degeneration zu sein.“ Die „Böhmermanns und Grönemeyers“ hätten den Anspruch eines kritischen Künstlers längst aufgegeben. Deren Dogma sei die Politische Korrektheit, wer abweicht, werde diffamiert. „Ganz im Sinne Ernst Jüngers komme ich lieber von diesem Weg der Unterwerfung runter und schlage mit dem Buschmesser im Urwald eine eigene Bresche für Deutschland und hoffe, daß mir viele folgen.“ Der Musiker hat es sich zum Ziel gesetzt, der jungen Generation ein Vorbild zu sein. Besonders Jungs fehle heute Orientierung sowie eine positive Beziehung zur eigenen Männlichkeit und zur Nation.

Viele Migranten könnten sich damit übrigens besser identifizieren als manche Deutsche, „denen in der dritten Generation Haß auf sich und ihre Heimat beigebracht“ worden sei. Seine Musik sei daher „für absolut jeden. Jeder sollte seine Heimat lieben“. Vergangenes Jahr veranstalteten Bloody32, Prototyp und Chris Ares trotz Schwierigkeiten, eine Halle zu finden, ein gemeinsames Konzert. Ares ist jedenfalls überzeugt: „2020 wird das Jahr des Heimat-Rap.“