© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/20 / 07. Februar 2020

Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU
Den Schaden minimieren
Albrecht Rothacher

Keine Frage, der britische Austritt ist eine Tragödie für die EU. 47 Jahre Mitgliedschaft gehen zu Ende, 56 Millionen Einwohner und ein seriöser militärischer Partner weniger. Was ist der Ersatz? Die Mitgliedschaft Albaniens oder Montenegros?

Jetzt geht es um Schadensbegrenzung. Ein Freihandelsabkommen tut not, um den unvermeidlichen wirtschaftlichen Schaden auf beiden Seiten in Grenzen zu halten, denn die britischen Zolldienste sind einigermaßen abgewirtschaftet. Blockaden drohen. Wie will man vernünftig die explosiven Grenzen zwischen der Republik Irland und Nordirland kontrollieren, wo mittlerweile die Katholiken die Wählermehrheit haben? Oder die Wünsche der Schotten nach Unabhängigkeit und einer weiteren EU-Mitgliedschaft? Bleibt statt Großbritannien nur noch ein Klein-England?

Boris Johnson will ein Abkommen nach dem Muster EU-Kanada zum Nulltarif. Die EU will den Zugang zum Binnenmarkt wie im Falle der Schweiz und Norwegens nur mit viel Geld und dem Nachvollzug der EU-Normen zulassen, auch – wie Manfred Weber, der gescheiterte „EU-Spitzenkandidat“ der Union kürzlich zugab – um andere Absprungkandidaten abzuschrecken. Bei den aktuellen Führungsqualitäten des Spitzenpersonals in Europa kann man über eine vernünftige Lösung nur skeptisch bleiben.