© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/20 / 07. Februar 2020

„Wir können Ernst machen“
Linksextremismus: Die Gruppe „Ende Gelände“ setzt beim Kohleausstieg auf Sabotage / Einblicke in eine konspirative Szene
Hinrich Rohbohm

Der Kontakt ist schnell hergestellt. Auf dem Campus der Universität Frankfurt ist es leicht, sich zu den sogenannten Klimaaktivisten durchzufragen. Nach Recherchen über „Fridays for Future“ und „Extinction Rebellion“ möchte die JUNGE FREIHEIT nun mehr über über das Milieu der radikalsten Gruppierung innerhalb der Klimahysterie-Bewegung erfahren: das von Linksextremisten stark durchsetzte Bündnis „Ende Gelände“(EG). 

Unsere Fragen führen uns in einen der zahlreichen Seminarräume, wo sich eine „Projektgruppe zum Klimaschutz“ treffen soll. Neun Studenten sind dort. „Hi, willst du zu uns?“, grüßt ein etwas übergewichtiger Mann mit dunkelblondem Haar, Zopf und Brille. Alter: geschätzt Anfang Zwanzig.

Wir geben vor, uns für den Klimaschutz einsetzen zu wollen. Betonen, daß wir nicht nur reden, sondern handeln wollen. Richtig handeln. Entschlossen und bis zum Äußersten. Wir erzählen, daß wir von den „Ende Gelände“-Aktionen gehört haben, total begeistert davon seien und uns am liebsten selbst daran beteiligen wollen. Und wir haben Glück. „Bist du nicht bei ‘Ende Gelände’ dabei?“, meint einer aus der Runde in Richtung einer jungen Frau, langes dunkles Haar, ebenfalls mit Brille und auch etwa Mitte Zwanzig. Die Frau bestätigt, wir kommen ins Gespräch. 

Sie rattert die Aktivitäten der Gruppe herunter. Blockaden, Besetzungen von Stätten der Kohleproduktion, Widerstand im Hambacher Forst. Sie erzählt viel, spult einem Lexikon gleich ihr Wissen über das Klimathema ausführlich ab. Erst als wir wissen wollen, an wen wir uns wenden können, wer denn die Ansprechpartner und Verantwortlichen seien, gibt sie sich weniger redselig. „Das kann ich dir gar nicht so genau sagen. Aber du kannst alles auf unserer Homepage und unseren Social-Media-Kanälen finden.“ Haben wir bereits getan. Und sind beim Impressum von „Ende Gelände“ auf eine Adresse in Moldawien gestoßen. Die Dame, die zuvor noch alles zu wissen schien, weiß plötzlich nur noch sehr wenig. „Also da kann ich echt nichts zu sagen, da müßtest du dann mal jemand fragen, der da besser drin steckt.“ Wen? Einen Namen vermag sie nicht zu nennen. „Einfach mal die Leute über Social Media anschreiben“, meint sie. 

Machen wir. Wir legen uns ein falsches Profil zu, kontaktieren „Ende Gelände“. Antworten kommen erwartungsgemäß anonym von einem „Moderatoren-Team“, das sich begeistert vom Zulauf zeigt, seit „Fridays for Future“ die Städte erobert habe. Interessant: Das Impressum der EG-Internetseiten wurde inzwischen gelöscht. Nun gibt es gar kein Impressum mehr. Wir werden zu einem Planungstreffen nach Magdeburg eingeladen, melden uns dort an. Während die Organisatoren namenlos bleiben, will man über den, der sich anmeldet,um so mehr wissen. Vollständiger Name, wie lange er bleibe, wie und wo er übernachten werde, wann er welche Mahlzeiten zu sich nehmen wird. Weder erhält der Anmelder Informationen über den Tagungsort noch über Ansprechpartner. Keine Namen, kein Treffpunkt, keine Uhrzeit. Die Zusammenkunft bleibt konspirativ. Erst wenige Stunden vor Veranstaltungsbeginn nur dies: „Von 17–19 Uhr wird eine Person am Opernhaus stehen und euch die Adresse des Treffens nennen. Ihr erkennt sie an einem roten Schal.“ 

„Ende Gelände“ ist die extremste Version der Klimaproteste, die seit dem Aufkommen der „Fridays for Future“-Bewegung die Berichterstattung in den deutschen Medien dominiert. Während „Fridays for Future“ jedoch speziell für Schüler eine Art eventartigen Einstieg in die Klimaprotestszene bietet und „Extinction Rebellion“ als radikalere Version mit Blockaden und Sabotage-Aktionen aufwartet, schreckt „Ende Gelände“ auch vor Gewalttaten nicht zurück. Im Rahmen unserer Recherchen gelingt es uns, Einblicke in die Strategiedebatte der Organisation zu erhalten. 

Demnach erwägen die EG-Drahtzieher sogar Maßnahmen, die in ihrem Ausmaß denen von Terrorattacken ähneln. Auf ihrer jüngsten Pressekonferenz in Berlin verkündete das Bündnis Protestaktionen in den Kohlerevieren. Hinter den Kulissen plant man jedoch, die Klimaproteste möglichst bald auf einen Generalprotest gegen das politische System in Deutschland auszuweiten. So betont die maßgeblich am EG-Bündnis beteiligte Interventionistische Linke in einem Debattenbeitrag der „Ende Gelände“-Strategiegruppe: „Fridays for Future und Extinction Rebellion haben – zum Teil gemeinsam mit uns – den Protest und den Widerstand breit in die Städte getragen. Zwar waren die jeweiligen Aktionstage große Erfolge. Den wirklichen Versuch aber, eine Stadt und damit die Infrastruktur der kapitalistischen Verwertung zum Erlahmen zu bringen, gab es unserem Eindruck nach bisher noch nicht. Wir glauben, daß das aber eine richtige Richtung ist, in die wir weiterdenken müssen, um den Druck zu erhöhen und um zu vermitteln: Wir können Ernst machen!“

„Versuch, neue Leute            zu radikalisieren“

Dabei geht es um weit mehr als Demonstrationen gegen Kohle und Atomkraft. „Ende Gelände war für uns nie ein Bündnis gegen Kohle, Ende Gelände ist für uns der Versuch, die ungehorsame Klimabewegung an einem Punkt zusammenzubringen und mit dieser Ausstrahlungskraft und Stärke neue Leute zu radikalisieren und zu einer dauerhaften eigenständigen Organisierung zu ermutigen“, heißt es in dem Beitrag weiter. 

Die Pläne des Bündnisses gehen offenbar so weit, daß sie durch „Massenaktionen“ eine Großstadt lahmlegen möchte. Im Fokus der Fanatiker: Berlin, Hamburg und Frankfurt. „Berlin als politisches und mediales Zentrum, Frankfurt als polit-ökonomisches, finanzielles und logistisches Zentrum und Hamburg ebenfalls als logistisches Zentrum (Hafen)“, argumentiert die Strategiegruppe von „Ende Gelände“. Mindestens 10.000 Teilnehmer würden hierfür benötigt. Um eine solche Anzahl zu erreichen, will sich „Ende Gelände“ noch stärker als bisher mit Gleichgesinnten anderer Themenfelder wie Pro Asyl, Refugees Welcome oder den Gender-Initiativen koordinieren und gegenseitig bei Krawallaktionen unterstützen. 

Besonders Frankfurt wird als Aktionsort favorisiert. Dabei dienen nicht zuletzt die verheerenden Ausschreitungen bei den Blockupy-Krawallen als Vorbild. Schnell wird klar: Bei diesen Planungen dient der Klimaaspekt nur als willkommener Anlaß. Tatsächlich geht es gegen das freiheitlich-demokratische System, die marktwirtschaftliche Ordnung und die Infrastruktur der Bundesrepublik Deutschland. Die Protokolle der Strategietreffen, die der JUNGEN FREIHEIT vorliegen, lassen daran keinen Zweifel. 

„Das räumlich relativ kompakte Bankenviertel ... ist mit seinen sonstigen finanzmarktbezogenen Dienstleistungen und zusätzlichen zahlreichen Firmensitzen das ökonomische Zentrum der Bundesrepublik und hat eine europaweite und partiell globale Bedeutung als Finanzzentrum“, macht das radikale Bündnis Frankfurt als besonders sensiblen Punkt aus, an dem man größtmöglichen Schaden anrichten könne. Mit der Europäischen Zentralbank befinde sich hier zudem die „mächtigste polit-ökonomische Institution der EU, die das Bündnis als einen der „wichtigsten Tatorte der Klimakrise“ bezeichnet. Weitere Gründe, die Frankfurt für Sabotageaktionen attraktiv machen würden: der Flughafen als Deutschlands wichtigstes Logistikzentrum für Luftverkehr sowie die Tatsache, daß die Stadt einer der „global relevanten Internetknotenpunkte“ ist. 

Im Gespräch ist außer einer vollständigen Besetzung des Frankfurter Flughafens auch die Blockade des Hamburger Hafens. Das Ziel: Die Infrastruktur einer dieser Großstädte für mindestens ein Wochenende komplett lahmzulegen.

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe Teil 2 dieser Serie über jene Personen, die sich hinter „Ende Gelände“ verbergen. 





Ende Gelände

„Ende Gelände“ ist ein seit 2015 existierendes international agierendes Bündnis radikaler Klimaschützer, das eng mit der linksextremen Szene verflochten ist. In Deutschland verfügt es über knapp 60 lokale Gruppierungen. Darüber hinaus ist es in weiteren Ländern Europas aktiv. Seine Hauptforderung ist der sofortige Kohleausstieg sowie ein sozialer und ökologischer Wandel, der durch eine „Abkehr vom fossilen Kapitalismus“ erfolgen soll. Maßgeblich an der Organisation des Bündnisses beteiligt ist laut Verfassungsschutz die Interventionistische Linke, die wiederum als Scharnier zwischen militanten Gruppen und gewaltlos orientierten Linksextremisten fungiere.