© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/20 / 07. Februar 2020

Vom unchristlichen Anheizen der Klimahysterie
Einen Apfelbaum pflanzen
(ck)

Daß eine Berliner Pfarrerin unlängst die Endzeitsekte Extinction Rebellion ins Fürbittengebet aufnahm, hält ihr schwäbischer Amtsbruder Pascal Kober für wenig christlich. Diese Kritik des Theologen, einstigen Militärpfarrers und Pfarrers der Evangelischen Landeskirche Württemberg, der seit 2017 für die FDP im Bundestag sitzt, zielt auf Grundsätzliches (Herder-Korrespondenz, 1/2020). Denn zu oft würden Christen unterschiedlicher Konfession in den Alarmismus von „Klimaaktivisten“ einstimmen und Angst schüren. Überhaupt mache die gegenwärtige Klimadiskussion vorwiegend Angst, setze auf die mobilisierende Kraft von Untergangsvisionen und beschwöre nahe bevorstehende existentielle Notstände. Aus diesem „Klimaalarmismus“ erwachse aber keine Ermutigung, keine Generation, die die naturwissenschaftlichen Studiengänge stürme, „um dem Klimawandel konstruktiv entgegenzutreten und einen eigenen Beitrag zur Bewältigung der größten Menschheitsherausforderung zu leisten“. Stattdessen formiere sich eine „verängstigte Gesellschaft“, unzufrieden, klagend und gelähmt weit über die Klimadebatte hinaus, die ihre Wut an der Politik auslasse und beginne die Demokratie in Frage zu stellen. Gerade die Kirchen sollten hier dem Zeitgeist nicht nachlaufen und sich auf das Wort Martin Luthers besinnen: „Und wenn ich wüßte, daß morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Darin spreche sich wahrhaft „christliches Wirklichkeitsverständnis“ aus, das mit der prinzipiellen Offenheit der Zukunft rechne und auf das unvorhersehbare gute Handeln Gottes vertraue. 

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