© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/20 / 07. Februar 2020

Gegen die AfD hilft kein Beschwören der 1930er Jahre
Geschichtspolitik der kurzen Beine
(dg)

Nach dem jüngsten Auftritt des Bundespräsidenten in der Gedenkstätte Yad Vashem nannte der Publizist Stefan Frank, ohne den Staatsanwalt fürchten zu müssen, Frank-Walter Steinmeier einen Lügner („Achse des Guten“ vom 26. Januar). Weil er zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau der Weltöffentlichkeit eine Geschichtsklitterung zumutete, worin der politisch-mediale Komplex der Berliner Republik als wackerer Verteidiger Israels, „die Deutschen“ indes als ewige „Antisemiten“ figurieren. So rückte Steinmeiers Demagogie dabei einmal mehr die AfD in NS-Nähe, ohne sie explizit, wie Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU), als judenfeindlich zu denunzieren. Geschichtspolitik, die mit derart offenkundigen Lügen operiert, hat kurze Beine. Darum, fordert der Zeit-Autor Maximilian Probst, sollte man den von der AfD repräsentierten „reaktiven Nationalismus“ von heute nicht länger mit dem „Beschwören der 1930er Jahre“ bekämpfen. Eine viel effektivere Waffe gebe sie ihren Gegnern mit ihrer „Klimawandelleugnung“ in die Hand (Blätter für deutsche und internationale Politik, 1/2020). Auf dem „offenen Feld der Klimakrise“ müsse man eine Partei stellen, die Propaganda „fossiler Kremlkreise“ verbreite und den ökologischen Nachhaltigkeitsbegriff für ihre „reaktionäre Heimatschutzpolitik zu vereinnahmen“ suche. 


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