© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Zeitschriftenkritik: Bahamas
„Staatsantifaschistische Propaganda“
Werner Olles

Es war der liberale Innenminister Gerhart Baum, der erstmals für die „noch nicht so lange hier Lebenden“ (Merkel) die Bezeichnung „unsere ausländischen Mitbürger“ prägte, was zwar staats- und demokratiepolitisch nicht korrekt war, aber dafür den „schon länger hier Lebenden“ (Merkel) das Gefühl vermittelte, endlich zu den Guten zu gehören. Der Dichter Franz Werfel hat es bereits früh vorausgesehen, als er den Deutschen attestierte, an der Spitze der „Humanität und Allgüte“ danach zu lechzen, beliebt zu sein; sie seien die „Erfinder einer Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit“ („Der Stern der Ungeborenen“, 1945).

Die etwa alle vier Monate erscheinende Zeitschrift Bahamas, einst zum antideutschen Sektenwesen zählend, inzwischen ein Heft, das „aufmerksam und ressentimentfrei“ gelesen werden möchte, „Dissens und Streit“ ausdrücklich wünscht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, denjenigen, die zwar formal das Sagen haben, inhaltlich aber am wenigsten zu sagen haben, den diskussionsunwilligen und -unfähigen Platzhaltern eines intellektuell heruntergekommenen Linksliberalismus, der sich nur in Nuancen vom Linksextremismus unterscheidet, auf die Finger zu hauen. 

Am Beispiel des Anschlags von Halle belegt Martin Stobbe die Unwilligkeit, den Antisemitismus, „der auch in Mittelstädten wie Halle zunehmend von Moslems ausgeht“, tatsächlich zu bekämpfen, als „staatsantifaschistische Propaganda“, die gerade nicht der „Aufklärung und Wahrheit verpflichtet ist“. O-Ton: „Wer in den Tagen nach dem Anschlag deutsche Medien konsumierte, dem mußte auffallen, wie schnell von einem antisemitischen Anschlagsversuch und Doppelmord zu Diskussionen über Internetzensur (als angeblich elementarem Kern des Kampfs gegen Rechts) übergegangen wurde, also zu dem Programm, das ohnehin angesagt ist.“

Tatsächlich haben die Bahamas-Redakteure Horkheimer und Adorno nicht nur gelesen, sondern auch verstanden, ganz im Gegensatz zu den linken Clubdenkern des „multikulturell renovierten Deutschlands der Gegenwart“, die die „volksgemeinschaftliche Mobilmachung“ gegen Rechts „erfolgreich aufgenommen und transformiert“ haben. Aufrechte Antirassisten von der Linkspartei bis hinein in die CSU, Post-68er als Elite mit Zukunft, „Fridays for Future“-Hüpfer, Antifas, die ihren „antiweißen Rassenhaß“ am „Hauptfeind weißer Mann“ (Andrea Dielle) austoben: Wer wissen will, warum die Linke notorisch Liberalität mit Liberalismus verwechselt und das Frankfurter Bahnhofsviertel mit seiner Mischung aus Drogenelend, Kleinkriminalität, Prostitution und migrantischer Bandenkultur zum „Erlebnis- und Abenteuer-Biotop für junge Kreative geworden ist“ (Sara Shostakovich), sollte die Winter-Ausgabe 2019/20 lesen. Hier wird der Regime-Charakter des Staates enthüllt und der „Große Austausch“ als jene „Freiheit“ beschrieben, die der aufrückende Totalitarismus der Akteure der linksliberalen Massendemokratie als „Bewegungsform der gesellschaftlichen Aporie“ versteht.

Kontakt: Bahamas, Postfach 30 42 14, 10757 Berlin. Das Einzelheft kostet 6 Euro. 

 www.redaktion-bahamas.org