© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

1945 – globale Zäsur fand in Ostasien statt
Kein deutsches Schicksalsjahr
(dg)

Das von Johannes Piepenbrink edierte Heft „1945“(Aus Politik und Zeitgeschichte, 4–5/2020) beschäftigt sich demonstrativ nicht mit dessen Folgen für den angeblich alleinigen Urheber und Verlierer. Zu diesem historischen Datum vom Leid der Deutschen zu sprechen, schickt sich für bundesdeutsche Historiker heute ebensowenig wie für die Bundeszentrale für politische Bildung. Für Christina von Hodenberg, die Direktorin des Deutschen Historischen Instituts in London, ist es nur Anlaß, um darüber zu sinnieren, warum bei der „Generation 1945“, den Angehörigen der Jahrgänge 1920 bis 1930, stets von Männern, zumeist sogar nur von „männlichen Bildungsbürgern“, die Rede sei. Eine Ausweitung der Untersuchung des 1945 anhebenden gesamtgesellschaftlichen Wertewandels auf „Trägerschichten jenseits der bürgerlichen Oberschicht“, generell auf Frauen sowie auf „unterbürgerliche Schichten“ sei daher anzuraten, um den bundesrepublikanischen Neubeginn nicht als „typisch männliches Unterfangen“ zu erzählen. Reine Männersache hingegen scheinen für Gabriele Metzler (HU Berlin) noch die Abwicklung der japanischen Herrschaft in Ostasien und die daraufhin einsetzenden, höchst blutigen Befreiungskriege gegen die westeuropäischen Kolonialmächte gewesen zu sein. Erst dadurch markiere das Jahr 1945 wirklich eine „globale Zäsur“. 


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