© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Umwelt
Fremde Bienen
Paul Leonhard

In die vielfältige Welt des Honigs mit seinen unzähligen Sorten und Arten will die EU-Kommission etwas mehr Ordnung bringen. Die in der Honigverordnung vorgeschriebenen geographischen Angaben sollen genauer fixiert werden – zum Wohle des deutschen Verbrauchers. Denn der ist ein solches Leckermaul, daß die heimische Produktion der Nachfrage längst nicht gewachsen ist. Daher wird eifrig Honig aus fremden Ländern importiert. Und damit sich der sensible Käufer nicht versehentlich Honig auf sein Brötchen schmiert, der aus einem unangenehmen Land stammt, gibt es die Pflicht, das Ursprungsland auf das Etikett zu drucken – neben Nettofüllmenge oder Herstellername. Und je nach politischer Sensibilität kann der Kunde so Brotaufstrich aus China, Israel, Kuba, Rußland, den USA oder Ungarn vermeiden. Wird Honig aber vermengt, reicht bislang die Angabe „Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern“.

16 Staaten fordern von der EU-Kommision klarere Herkunftsangaben bei Honigmischungen.

Solche Durchmischung sehen europäische Imker gar nicht gern. Denn hier mischt sich ihr teuer produzierter Qualitätshonig mit billiger Massenware aus fremden Landen. Weil nun ihre Imker wegen höherer Produktionskosten kaum mit importiertem Honig konkurrieren können, sind 16 Staaten bei der EU-Kommission vorstellig geworden und fordern eine klarere Hinweispflicht. Exakt soll darauf hingewiesen werden, wie hoch im Mischhonig die Anteile des jeweiligen Landes sind. Noch besser wäre, wenn das Etikett zu einer App führen würde, auf der der jeweilige Imker von seiner Arbeit mit den Bienenvölkern erzählt, die von Bienen besuchten Blüten zeigt und zur Honigverkostung bei sich einlädt. Doch auch die Käufer von Konfitüre, Joghurt oder Bratwurst erfahren nicht, wo das Obst geerntet wurde, von welcher Alm die Milch stammt oder wessen Schwein für ihre Bratwurst starb. Es gibt wohl noch viel Arbeit für die EU-Kommission.