© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

Zeitschriftenkritik: Militär & Geschichte
Erbitterte Schlacht um Breslau
Werner Olles

Das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (Nr. 2, Februar/März 2020) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Militär & Geschichte lautet „Festung Breslau“. Bis zum Sommer 1944 war der Krieg an der Stadt in Niederschlesien vorbeigezogen. Weil sie außerhalb der Reichweite alliierter Bomberverbände liegt, bleibt sie von Luftangriffen verschont. Diese relative Sicherheit verleiht ihr den Spitznamen „Reichsluftschutzkammer“ und läßt die Einwohnerzahl von 620.000 auf rund eine Million anschwellen.

Während der sowjetischen Sommeroffensive 1944 wird Breslau von Hitler zur Festung erklärt, obwohl die dafür benötigten Anlagen fehlen. Der erste Festungskommandant, Generalmajor Johannes Krause, erreicht Breslau Ende September. Doch der Ausbau der Stellungen bleibt Stückwerk. Auch die Evakuierung von 200.000 Zivilisten klappt nicht, da der zuständige Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar dies rundweg ablehnt. Außer zwei schwachen Bataillonen, sechs Artilleriebatterien und je einer Pionier- und Nachrichtenkompanie verfügt die „Festung Breslau“ über keine militärischen Kräfte, die einen sowjetischen Handstreich verhindern könnten.

Als die sowjetische Winteroffensive Mitte Januar 1945 die wenigen deutschen Truppen an der Weichsel überrennt, wird am 17. Januar der Alarmzustand ausgerufen und die Evakuierung beginnt. Die Reichsbahn bricht unter dem Andrang zusammen, Mütter mit kleinen Kindern, alte und kranke Einwohner harren stundenlang bei Temperaturen von minus 20 Grad aus. Die Rote Armee durchbricht in der Nacht vom 13. zum 14. Februar den dünnen Ring der letzten deutschen Einheiten. Breslau ist nun endgültig eingeschlossen. Es beginnt ein monatelanger Kampf ums Überleben, bei dem die Angreifer keinerlei Rücksicht auf die jahrhundertealte Kulturstadt und ihre Bewohner nehmen. Der sowjetische Granatenhagel läßt keinen Stein auf dem anderen, Panzerabwehrgeschütze schießen die Häuser in Brand, sowjetische Tieffliegerangriffe töten viele Flüchtlinge, doch noch gelingt es den Verteidigern die Stadt zu halten. 

Anfang April 1945 haben die Sowjets ihre Kräfte aufgefrischt und greifen mit drei Divisionen an; die deutsche Abwehrfront leistet bis zum bitteren Ende Widerstand. Der Kapitulation folgen Plünderungen, Vergewaltigungen, Raub und Mord. Bis 1947 ist die deutsche Bevölkerung weitgehend aus Breslau vertrieben oder von Hunger und Krankheit dahingerafft. 1948 leben noch 7.000 Deutsche in der Stadt, die polnische Bevölkerung ist auf 300.000 angewachsen. Dem sowjetischen Gewaltintermezzo folgt die polnische Übernahme und die gnadenlose Vertreibung der Deutschen.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit der Schlacht vor Arras in den Ardennen 1940, dem Einsatz der deutschen „Panzerblitz“-Raketen Ende 1944 und der deutschen Torpedobootsflottille im Ersten Weltkrieg sowie dem NVA-Militärgefängnis in Schwedt..

Kontakt:  Militär & Geschichte, Infanteriestr. 11a, 80797 München. Das Einzelheft kostet 5,20 Euro, ein Jahresabo 29,70 Euro. 

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