© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

Umwelt
Balz unterm Windrad
Volker Kempf

Der Auerhahn sorgt im Schwarzwald für Aufregung, weil er der Windindustrie in die Parade fährt. Der größte Hühnervogel Europas ist scheu, sein Lebensraum ist bedroht. Außer im höchsten deutschen Mittelgebirge lebt er im Berchtesgadener Land, im Fichtelgebirge und im Bayerischen Wald. In Thüringen ist er fast, im Vogtland ganz ausgestorben. Im Schwarzwald wurde der Auerhahn ein Thema, weil sein Bestand mit nunmehr 137 gezählten Hähnen unter dem bestandserhaltenden Wert von 300 Hähnen liege, wie Der Sonntag unter Berufung auf die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) berichtet. Es komme zu Insellagen und damit zu einer geringeren Vermehrungsrate. Um 1900 soll es hier etwa 3.800 Auerhähne gegeben haben. Und 1971, als erstmals genauer gezählt wurde, gab es immerhin noch 500.

Schon Pilzsucher und Beerensammler können den Auerhahn empfindlich stören.

Gezählt werden nur die ein Meter großen Hähne und nicht die kleineren Hennen, weil sich die bunten Männchen während der Balz auf gut einsehbaren Plätzen aufhalten. FVA-Mitarbeiter Joy Coppes sieht das Fehlen von Freiflächen von 0,2 bis 0,5 Hektar als Hauptproblem an. Förster würden heute so viel Holz wie möglich im Wald belassen. Des Klimawandels wegen würden die Wälder dichter und schattiger belassen. Laut internationalen Konventionen ist das Land zu Schutzmaßnahmen verpflichtet, Förderprogramme für den Forst existieren zwar, sie würden aber selten in Anspruch genommen, sie seien zu bürokratisch. Als nächstes seien die Ergebnisse einer weiteren Studie der FVA zu erwarten, die über einen Zeitraum von fünf Jahren über die Auswirkungen der Windkraftanlagen auf die Auerhahn-Population durchgeführt wurden. Da wird man vom Tetrao urogallus sicher wieder hören, den schon Pilzsucher und Beerensammler empfindlich stören sollen.