© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

JF-Intern
Berliner Beben
Felix Krautkrämer

Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Orkan auslösen – und das Wippen eines Beines einen Vulkanausbruch. Berlin, Hohenzollerndamm, Mittwoch nachmittag: Mittelfristige Planungskonferenz der JF-Redaktion. Die Köpfe sind heiß geredet, die Raumtemperatur steigt, der Sauerstoffgehalt sinkt. Einige Stockswerke tiefer, unterhalb der Straße, ruckelt ein U-Bahn-Zug entlang: Der Boden wackelt. Kurz darauf donnert ein Lkw vorbei: vibrierende Scheiben. Dann wieder Stille. Doch das leichte Schwingen des Fußbodens will nicht aufhören. Wing wing wing wing … bis es plötzlich aus einem Kollegen herausbricht und er seinen Nebenmann anherrscht. „Kannst du mal mit dem Gewackel aufhören, das nervt!“ Stille, Schockstarre. „Aber ich bin nun mal nervös“, rechtfertigt sich der Delinquent. Wütende Blicke auf der einen Seite, unverständiges Kopfschütteln auf der anderen. 

Eiligst wird ein Mediatorenteam zusammengestellt, um die verhärteten Fronten wieder aufzubrechen. Die Einführung einer Stehkonferenz wird erwogen. Doch bevor die Maßnahme vollzogen wird, ist die Sitzung vorbei. Die Redakteure zerstreuen sich, und die Sonne bricht durch die Wolken. Der nächste Dammbruch, er wurde gerade nochmal abgewendet.