© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/20 / 28. Februar 2020

Denkmal der Woche
Ker, getz gib mich den Iljitsch
Christian Vollradt

Die Aussage des Buchtitels „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ von Richard David Precht soll in zwei Wochen widerlegt werden. Denn dann kommt Lenin sogar nach Gelsenkirchen. Nicht der echte, der bleibt balsamiert im Moskauer Mausoleum. Aber ein über zwei Meter hohes Abbild des Wladimir Iljitsch, made in USSR, soll Mitte März in der Ruhrgebietsstadt aufgestellt werden. Genauer im Stadtteil Horst, vor der dort befindlichen Zentrale der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD). „In Zeiten, wo immer noch Denkmäler der großen kommunistischen Vordenker und Revolutionäre abgerissen werden, wo immer mehr rechte Regierungen wie in Ungarn kommunistische Symbole verbieten, setzen wir bewußt ein Zeichen gegen den Antikommunismus“, freute sich Gabi Fechtner, Chefin der deutschen Nullkomma-Kommunisten, die sonst politisch nur einmal im Jahr als Empfänger einer Geldgroßspende in Erscheinung treten. Eingebettet werde die Enthüllung des gußeisernen Bolschewisten in die Feierlichkeiten zu „100 Jahre Rote Ruhr Armee“, teilte die Partei mit. Wen solch schönfärberische Mordgesellen-Apologetik visuell stört, der sei hier – freilich ohne Aufforderung zu einer denkmalpolitischen Wende um 90 Grad – an das alte deutsche Sprichwort erinnert: „Wo ein Wille ist, ist auch eine Flex.“