© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/20 / 28. Februar 2020

Frisch gepresst

Widerstand. Der Jurist und Soziologe Ekkehard Klausa, Jahrgang 1941, zählt zu den „Gründervätern“ der seit den 1980ern aus bescheidensten Anfängen entstandenen Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Berliner Stauffenbergstraße. Klausa, einst Gedenkstättenreferent des West-Berliner Senats, auch kurze Zeit Redenschreiber des Regierenden Bürgermeisters Richard von Weizsäcker, trug durch eigene, aufgrund glänzender Beziehungen zu den Überlebenden und zu den Familien der Opfer erleichterte Forschungen viel dazu bei, die Militäropposition des 20. Juli und den bürgerlich-konservativen Widerstand angemessen zu würdigen. Die jetzt publizierte Sammlung seiner Studien, unter anderem zum Potsdamer Infanterie-Regiment 9 (1985), zum „Judenbild des konservativen Widerstandes“ (2005), zur jüngeren bundesdeutschen Gedenkpolitik („Wozu Erinnern an Konservative im Widerstand?“, 2019), hätte mitsamt der biographischen Porträts dieses Bandes, allesamt „Milieustudien von Regimetreue und Widerstand“, zu keinem günstigeren Zeitpunkt erscheinen können. Lädt sie doch die gewöhnlich frei phantasierenden Wortführer des heutigen Diskurses über „Konservative und andere Nazis“ zu fleißiger und vielleicht sogar die Augen öffnender Lektüre ein. (ob)

Ekkehard Klausa: Das wiedererwachte Gewissen. Konservative im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Lukas Verlag, Berlin 2019, gebunden, 327 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro 





Integration. Es ist schon fast eine Multikulti-Binsenweisheit, daß sich die schulischen Leistungen von Jugendlichen, deren Eltern aus Vietnam oder dem Libanon stammen und in Deutschland etwa dem gleichen sozialen Milieu angehören, dennoch frappierend unterscheiden: die einen überdurchschnittlich erfolgreich, letztere oft versagend. Merle Otholt hat sich für ihr pädagogisches Staatsexamen den „kulturspezifischen Einflußfaktoren“ zweier zumindest in ihrer religiösen Prägung ähnlicher Gruppen mit Migrantionshintergrund gewidmet: Türken und Iranern. Da auch hier ein deutlicher Vorsprung zugunsten der Perser meßbar ist, stellt sich die Frage, inwieweit kulturelle Prägung oder der Integrationserfolg der Elterngeneration auf die Leistungen der Kinder durchschlägt. Jedenfalls müsse, so Otholt, die „Vielschichtigkeit der eigenen Kulturgebundenheit“ in unserem Schulsystem optimiert werden. (bä)

Merle Otholt: Integration und Bildungserfolg. Büchner Verlag, Marburg 2019, broschiert, 137 Seiten, 19 Euro