© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Trump schließt Abkommen mit den Taliban
Ohrfeige für die Neo-Cons
Thorsten Brückner

Der Staub der eingestürzten Zwillingstürme des World Trade Centers hatte sich gerade gelegt, als Präsident George W. Bush am 7. Oktober 2001 den Angriff auf Afghanistan befahl. Das erklärte Ziel: Die Herrschaft der Taliban, die islamischen Terroristen von Al-Quaida Unterschlumpf gewährt hatten, zu beenden. Doch auch mehr als 18 Jahre später sind sowohl die USA als auch die Taliban noch immer in Afghanistan. Es kann Donald Trump daher gar nicht hoch genug angerechnet werden, nun durch ein Abkommen mit den Taliban das Ende dieses Konflikts eingeläutet zu haben, an dessen Beginn die heute jüngsten US-Soldaten noch nicht einmal geboren waren. 

Über 2.400 Tote hatte das US-Militär seither zu beklagen, ganz zu schweigen von den zivilen afghanischen Opfern. Die Kosten belaufen sich seither auf über 750 Milliarden Dollar. Trump erfüllt damit auch sein Wahlversprechen, US-Truppen heimzuholen. Für die neokonservativen Regime-Change-Fanatiker in Washington, die ironischerweise in Trump ein Risiko für die nationale Sicherheit sehen, ist die Übereinkunft eine schallende Ohrfeige. Damit verbunden ist allerdings auch die für die Familien der getöteten Soldaten schmerzhafte Erkenntnis, daß ihre Söhne umsonst gestorben sind  – in einem Krieg, der von vornherein nicht zu gewinnen war. Das historische Versagen der Präsidentschaft von Bush wirkt dadurch noch überwältigender.