© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Bekenntnis der Woche
War doch alles nur Spaß
Björn Harms

Am vergangenen Wochenende traf sich die Linkspartei zu einem Strategiekongreß im nordhessischen Kassel, um darüber zu diskutieren, wie sich die Partei die Zukunft ausmalt. Bei einer Podiumsdiskussion mit offener Mikrofonrunde meldete sich schließlich Genossin Sandra zu Wort. Und gab mit ernster Miene unverblümt ihre Vorstellung von Energiewende zum Besten: „Energiewende ist auch nötig, nach ’ner Revolution und auch wenn ’wa dit eine Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, daß wir heizen wollen. Wir wollen uns fortbewegen.“ Als sich im Publikum heiteres Gelächter mit ungläubigem Murren mischte, schob sie hinterher: „Naja, ist doch so.“ Der auf dem Podium sitzende Parteichef Bernd Riexinger wollte jedoch gütigerweise die Waffe im Holster stecken lassen. Er hat offenbar eine andere Vorstellung, wie mit reichen Personen umzugehen ist: „Wir erschießen sie nicht. Wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. Wie immer, wenn es Linken zu heiß wird, zog sich Riexinger nach dem einsetzenden Shitstorm im Netz schnell auf das Stilmittel Ironie zurück – war doch alles nicht so gemeint. „Der Kommentar der Genossin war unakzeptabel, wenn auch erkennbar ironisch“, schrieb er auf Twitter und gab kleinlaut zu: „Meine Reaktion darauf hätte sehr viel unmißverständlicher sein müssen.“