© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Weltweites Gelddrucken gegen den Coronavirus?
Liquiditätsspritzen
Thomas Kirchner

Crashpropheten haben viele Szenarien für einen baldigen Schwarzen Freitag auf Lager (JF 8/20), doch eine globle Rezession wegen einer Corona-Pandemie war nicht darunter. Für das erste Quartal hat Sars-CoV-2 das Wachstum weitgehend verhagelt. Ob eine Erholung schnell genug einsetzt, das zweite Quartal zu retten, wird sich zeigen. An den Börsen herrscht jedenfalls Endzeitstimmung. Nachdem die Panik mit reichlich Verspätung begann, ging es um so schneller bergab. Der Dax und der US-Leitindex Dow Jones fielen im Gleichschritt um 12,4 Prozent. Es war die schlechteste Woche seit 2008.

Die Verluste wären noch höher ausgefallen, hätte die US-Notenbank Fed nicht Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Historisch gesehen sind die Verluste nicht viel – während der Finanzkrise 2008/09, dem Ende der Internetblase 2001, dem Crash von 1987 und der Krisen der 1930er Jahre ging es in vielen Fünftagesperioden noch stärker bergab, teilweise sogar um mehr als 30 Prozent. Nach dieser heftigen Korrektur sind Dax und Dow Jones jetzt wieder auf dem Niveau vom November 2019, und vor vier Monaten lief es bei den Aktienkursen auch ganz gut. Insofern ist es ist eine normale Börsenkorrektur, kein Weltuntergang.

Als Vergleichspunkt bieten sich auch die Kurskorrekturen nach den Sars- und Ebola-Ausbrüchen 2003 und 2014, als der US-Leitindex S&P 500 um fünf bzw. elf Prozent fiel. Auch wenn sich die Börsenlage dramatisch anfühlt, liegt doch alles im langfristigen Schwankungsbereich. Natürlich können die Kurse noch weiter absinken, doch die Notenbanken haben bereits angedeutet, Geld drucken zu wollen. Fed-Chef Powell verkündete in nur vier Sätzen, es ginge der Wirtschaft gut und die Fed stünde bereit, einzuschreiten.

Auch die EZB wird die Gelegenheit nicht verpassen, mehr Geld zu drucken. Wie üblich wird das Geld in die Märkte fließen. Ob solch monetärer Hokuspokus auch Unternehmen helfen kann, die wegen geschlossener Fabriken und blockierter Handelswege nicht mehr weiterwissen, wird sich zeigen, ist aber eher unwahrscheinlich. Erfolgversprechender gegen ein Horrorszenario von Pleitewellen wäre die japanische Methode, die wohl in China angewandt wird: Aufsichtsbehörden erlauben Banken, bei Kreditausfällen keine Verluste zu verbuchen, sondern faule Kredite einfach in den Bilanzen als solide stehen zu lassen. Das entschärft zwar die Krise kurzfristig, ist aber, wie man an Japan sieht, keine langfristige Lösung.

Was die von Powell angedeutete Liquiditätsspritze an den Börsen bewirken kann, sieht man ausgerechnet am Beispiel China. Vom Beginn der Quarantänemaßnahmen in Hubei am 22. Januar bis zur Bereitstellung von 1,2 Billionen Yuan an Liquidität durch Chinas Zentralbank am 3. Februar fiel der Shanghaier Leitindex um 10,3 Prozent. Danach erholte er sich bis zum 21. Februar wieder.