© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Wechselspiel der Liebe
Literaturverfilmung: Jane Austens „Emma“
Dietmar Mehrens

Es scheint fast so, als brauche jede Generation ihre eigene Jane-Austen-Verfilmung. Daß die Romane der britischen Autorin (1775–1817), die selbst unverheiratet blieb, mit einer Happy-End-Garantie, zumeist in Form von Hochzeitsglocken, ausgestattet sind, macht sie zu immergrünem Kinostoff mit ungebrochener Beliebtheit vor allem beim weiblichen Publikum. Ihr bekanntestes Buch „Stolz und Vorurteil“ ist allein in den letzten dreißig Jahren fünfmal verfilmt worden.

Daß „Emma“ mit der damals ihrem Karrierehöhepunkt zueilenden Vorzeigeblondine Gwyneth Paltrow kongenial für die große Leinwand verfilmt wurde, ist schon wieder fast ein Vierteljahrhundert her. Zeit also für einen Neuaufguß. In dem spielt die junge Anya Taylor-Joy („Playmobil – Der Film“) die Rolle der schönen, klugen, reichen und etwas eingebildeten 21jährigen, die eine Vorliebe dafür hat, Menschen verschiedenen Geschlechts miteinander zu verkuppeln, ohne dabei selbst den Blick für den Richtigen zu haben. Wer das ist, nämlich der kultivierte, aber zu scharfzüngigen verbalen Scharmützeln neigende Mr. Knightley (Johnny Flynn), weiß der Zuschauer schon viel früher als Emma, woraus sich der zeitlose Zauber der Geschichte ergibt.

Kostümfilm mit Sinn für Ästhetik

Mit einem wunderbaren Sinn für Ästhetik, glänzend aufgelegten Schauspielern und großartigen Aufnahmen von Land und Landsitz der Familie Woodhouse sorgt Regisseurin Autumn de Winter in ihrem ersten Spielfilm für historische Pracht und niveauvolle Unterhaltung. Stärker als ihre Vorgänger ironisiert sie dabei die etwas steifen und affektierten Umgangsformen jener Epoche. Daß sie die Freundschaft zwischen Emma und der – dank deren Einflußnahme – mehrfach unglücklich verliebten Harriet Smith (Mia Goth) in den Fokus rückt, sorgt für Identifikationspotential beim Zielpublikum.

Wie seinerzeit Paltrow ist Taylor-Joy eine vielversprechende Nachwuchsaktrice, die Emma Woodhouse jugendlichen Charme und Keckheit verleiht, was den Kostümfilm salonfähig sogar bei der Generation YouTube machen könnte, sofern die sich überhaupt noch aus den virtuellen Räumen in die mondänen Säle des frühen 19. Jahrhunderts locken läßt. 

Einziger Makel der neuen „Emma“:  Die hellblonden Locken stehen Taylor-Joy einfach nicht.