© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Umwelt
Völlig durch den Wind
Paul Leonhard

Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Ohrendruck, Benommenheit, Schwindel, Sehstörungen, Herzrasen, Reizbarkeit – das sind keine Phantastereien von Hypochondern, sondern Beschwerden, von denen zahlreiche Menschen berichten, die nur wenige hundert Meter von Windkraftanlagen entfernt wohnen. Diese machen krank, durch Infraschall unterhalb von 20 Hertz. Studien belegen das (JF 16/19). Deswegen gibt es etwa in Bayern die 10H-Regelung: Der Mindestabstand eines Windrads zur nächsten Wohnsiedlung muß das Zehnfache der Bauhöhe betragen – bei einer Rotorhöhe von 200 Metern also zwei Kilometer. SPD und Grüne wollten die 10H-Regelung im Landtag kippen – CSU, Freie Wähler, AfD und FDP verhinderten das vor einem Jahr gemeinsam. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier stand bislang tapfer an der Seite der betroffenen Anwohner – trotz Greta-Hypes und wachsender Klimapanik im Merkel-Kabinett.

Peter Altmaier kapituliert vor Lobbyisten, SPD, Grünen sowie den eigenen CDU-Kollegen.

Doch vorige Woche hat er kapituliert: Der 61jährige gab dem Drängen von Wirtschaft, Lobbyisten, SPD, Grünen sowie schwarzgrünen CDU-Kollegen nach. Sollten bisher tausend Meter bundesweit gelten, wird die Entscheidung nun den Ländern und Kommunen überlassen. Dabei war das ohnehin ein Minimalkompromiß gewesen (JF 48/19). Doch „Mindestabstände schaden der Energiewende“, behaupten die Windkraftprofiteure. Und 2030 soll der Anteil des Ökostroms 65 Prozent betragen. Nach dem Atom- und Kohleausstieg zusätzlich eine faktische Windkraftbremse? Aber wo soll dann der Strom herkommen? Da knickte Altmaier ein. Bürgerinitiativen wehren sich erfolgreich gegen Windparks – auch dank der Abstandsregel. Doch die Verunsicherung der Branche ende erst, wenn sich Bund und Länder auf ein einheitliches Vorgehen einigen, sagt der Präsident des Windenergieverbands BWE, Hermann Albers. Am 12. März soll es soweit sein.