© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Leserbriefe

Zu: „Der Wahnsinn wird Methode“ von Thorsten Hinz, JF 10/20

Demokratischer Ungeist

Gerade erleben wir die munteren Hahnenkämpfe in der CDU um die Führung im Hühnerhof. Die rivalisierenden Streithähne überbieten sich beim Streben nach Profil mit gehässigen Hieben auf die AfD. Der eine will sie kleinkriegen, der andere ihr das Wasser abgraben, der dritte sie halbieren und der nächste will sie ächten. Die Gockel, die da auf dem CDU-Misthaufen wild um sich hacken, merken nicht einmal, wie ihr eigener Dung auf sie zurückfällt. Ihre Äußerungen sind Manifestationen eines demokratischen Ungeistes. 

Die AfD ist in demokratischen Wahlen in alle deutschen Parlamente eingezogen und dort fest verankert, wie zuletzt Hamburg bestätigte. Zwar heißt es, in demokratischen Wahlen gewonnen zu haben, bedeute noch längst nicht, daß man auch Demokrat ist. Das läßt sich jedoch mit gutem Recht von zahlreichen Politikern des Parteienkartells sagen. Sie stilisieren sich als Verteidiger der Demokratie, während sie doch ihre Totengräber sind. 

Wer nämlich den politischen Gegner zum vernichtenden Todfeind erklärt, untergräbt die Basis der Demokratie, die auf Pluralismus der Meinungen und der Teilhabe aller an der Macht und Recht beruht. Millionen von Wählern der AfD werden aus der Gemeinschaft der Staatsbürger ausgegrenzt. Der vielzitierte „klare Kompaß“ der politischen Klasse bedeutet tatsächlich Gleichsetzung von nationalkonservativ, rechtsradikal und rechtsextrem. Bald ist die AfD auch schuld am Coronavirus, an Sturm, Erdbeben oder Löchern in den Schuhsohlen.

Adolf Frerk, Geldern




Von Anis Amri zu Tobias Rathjen

Welch massives Aufgebot der „Politprominenz“ mit Schuldzuweisungen im Gepäck ihrer erschütternden Reden! Wie war das nach dem Breitscheidplatz? Wo waren sie da gewesen mit ihren Phrasen? 

Werner Kolbinger, Felsberg




Hemmungslos instrumentalisiert

Die hemmungslose Instrumentalisierung der Morde von Hanau als Waffe im Kampf gegen die AfD erinnert mich an einen Fall, der sich im September 1949 im Kreis Bautzen, Ostsachsen, ereignet hat. Ein an Schizophrenie leidender, den Zeugen Jehovas nahestehender Mann hatte in einem psychotisch bedingten religiösen Wahn seine Ehefrau getötet. Diesen Mord benutzte die SED-Führung im Rahmen ihrer bereits gegen die Zeugen Jehovas laufenden Kampagne, diese als gefährliche Sekte darzustellen. Eine SED-Zeitung schrieb: „Der F. beging die Bluttat in einem Zustand religiösen Wahns, der wegen seiner starken Beeinflussung durch die religiöse Sekte Jehovas Zeugen hervorgerufen wurde. (...) Die Einwohnerschaft (zeigte) klar in seiner Anhängerschaft zu den Zeugen Jehovas die Beweggründe zur Tat auf.“ Hiergegen verwahrte sich die Gruppe Bautzen von Jehovas Zeugen in einem Schreiben an den zuständigen Staatsanwalt gegen die „unverantwortliche Hetze gegen die Zeugen Jehovas“ und daß „die Tat eines Wahnsinnigen, in B., der einige Versammlungen von uns besucht hatte, aber nachweislich kein Zeuge Jehovas war, dazu zu benutzen, uns als Mordorganisatzion zu bezeichnen.“

Übrigens hat es Jahrhunderte gedauert, den Menschen begreiflich zu machen, daß es sich bei Geisteskranken nicht um „Irre“, sondern um Kranke handelt. Jetzt aber darf man den Täter wieder entgegen allen Erkenntnissen der Psychiatrie als „wahnhaften Rassisten“ und „rassistischen Typen“ (Berliner Morgenpost) beschimpfen.

Dr. Theodor Seidel, Berlin




Sind es überhaupt noch Anfänge?

CDU und FDP sind, wie das Hamburger Wahlergebnis zeigt, mit ihrer eigenen Weisheit soweit auf den Hund gekommen, daß sie glauben, sich vor allem mit perfidester Hetze gegen die AfD sanieren zu können, der die dreistesten Unterstellungen angedichtet werden, wie etwa bei der Wahnsinnstat von Hanau, für die die AfD mitschuldig gemacht wird.Verleumdung und absolute Ausgrenzung – das waren die Methoden der nationalsozialistischen Rattenfänger. Daß linke Elemente mit ihren Hetztiraden Narrenfreiheit haben, ist man schon gewohnt. Wenn aber die ehemals Konservativen zusammen mit den Linken solche Methoden quasi zur Staatsräson erheben, dann ist hier das Wort „Wehret den Anfängen!“ am dringlichsten zu rufen. Aber sind es überhaupt noch Anfänge?

Erich Drosen, Oberschleißheim




Leere Versprechungen bis heute

Ich kann die Trauerreden unserer Politiker nicht mehr hören, weil sie allesamt nicht bereit sind, konkrete Maßnahmen gegen Sportschützen, zu denen der Mörder von Hanau gehörte, zu ergreifen. Seit 1990 haben Sportschützen 270 Menschen auf dem Gewissen. Nach dem Schulmassaker in Erfurt und Winnenden durch Sportschützen wurde nicht dafür gesorgt, daß diese ihre Wettkämpfe nur noch mit Druckluft- und Lichtpunktwaffen, wie sie bei den Olympischen Spielen üblich sind, ausüben dürfen. Nach dem Schulmassaker in Dunblane ist in Großbritannien ein entsprechendes Gesetz verabschiedet worden. Nach den Trauerreden wird außer leeren Versprechungen nichts, aber auch gar nichts getan werden, um weitere Morde zumindest zu erschweren.

Prof. em. Dr. Ludger Schiffler, Berlin




Nur die AfD instrumentalisiert

Zur Erinnerung: Wo und wann immer die AfD auf Vergewaltigungen und Morde durch „Flüchtlinge“ hingewiesen hat, hieß es durch die demokratischen und toleranten Altparteien-Politiker und deren Staatsmedien jedesmal „ein Einzelfall“ oder der Täter sei geistig gestört beziehungsweise traumatisiert, oder es wurde überhaupt nicht veröffentlicht, da „nur regional relevant“. Und vor allem instrumentalisiere die AfD die jeweilige Tat gegen Ausländer. Das heißt, wer auf Regierungsversagen hinweist, der instrumentalisiert. Und Hanau? Jetzt sei die AfD schuld, wenn ein mutmaßlicher Geistesgestörter mit Wahnvorstellungen Menschen niederschießt und die ganze Menschheit auslöschen will. Doch der Haß kommt nicht von der AfD. Seine Quellen liegen dort, wo es an Argumenten fehlt. Apropos Zusammenhang. Es ist in der Tat wie Hinz schreibt: „Der medizinische Befund hängt eng mit dem politischen zusammen.“

Wolfgang Kahl, Augsburg




Mithaftung völlig abwegig

Der zweifellos wahnkranke Täter von Hanau hatte keine „zutiefst rassistische Gesinnung“ (wie es unisono von den herrschenden Politikern und meinungsmachenden Medien heißt); er hatte überhaupt keine Gesinnung. Ein Wahnsystem ist keine Gesinnung. Eine Gesinnung ist eine frei gewählte, durch mehr oder weniger Vernunft geleitete Einsicht erzeugte Welt- beziehungsweise Wertvorstellung. Sie ist eine freie, das heißt vom Naturzwang freie Selbstbestimmung des Willens und Handelns und deshalb auch von der betreffenden Person voll zu verantworten. Ein Wahnsystem hingegen ist das genaue Gegenteil von alldem. Die Wahnvorstellung ist keine freie Selbstbestimmung des Willens, sondern ein aus letztlich nach wie vor unbekannten Gründen dem Wähnenden aufgenötigtes Gedanken- oder Vorstellungsgebäude, das sein Wollen und Handeln quasi naturgesetzlich nötigt, weshalb er dafür auch keine Verantwortung und demnach auch keine Schuld trägt. Die Tat von Hanau ist gleichsam ein Naturereignis, etwa so, wie wenn die dabei zu Tode Gekommenen auf einer alpinen Bergtour von einer Lawine verschüttet und dabei ums Leben gekommen wären. Es ist deshalb auch völlig abwegig, eine politische oder weltanschauliche Ausrichtung, der der Täter eventuell anhing, für seine Wahnsinnstat verantwortlich zu machen.

Prof. Dr. med. Michael L. Schäfer, Psychiater, Marburg






Zu: „Ein Appell zur Abrüstung“ von Dieter Stein, JF 10/20

Nächste Enttäuschung Bayern

Ja – Hanau könnte den Aufstieg der AfD nicht nur stoppen, sondern im schlimmsten Falle deren Niedergang einleiten! Das von der Parteispitze zu Recht angemahnte „verbale Abrüsten“ ist das Gebot der Stunde. Dies setzt logischerweise voraus, daß die AfD sich verbal aufgerüstet (radikalisiert) hat. Die Radikalisierung wurde durch die AfD-Mitglieder befördert – der Laute und Agressive bekam Applaus; der nachdenklich Abwägende ging unter. Somit sind es die Mitglieder, welche die „verbale Abrüstung“ steuern müssen. In Bayern sind bald Kommunalwahlen, und es wird die nächste Enttäuschung für die AfD geben! Die AfD konnte oft nur mit Schrumpflisten antreten, weil sich engagierte Mitglieder und sogar Funktionäre es sich nicht erlauben konnten, für diese Wahl öffentlich zu kandidieren – Hunderte mögliche Mandate gehen so verloren. Und als bayerischer Schwabe sage ich hier zur verbalen Abrüstung: Hätte doch mancher „Lautsprecher“ in der Funktionärsebene der AfD lieber seine „Gosche“ gehalten!

Gottfried Schwank, Oberegg






Zu: „‘Haß, Wut und Verrohung’“, im Gespräch mit Alexander Mitsch & „Sprung in den Fettnapf“ von Paul Leonhard, JF 9/20

Nobilitierung einst und jetzt

Früher adelten Herrscher herausragende Persönlichkeiten, so unsere beiden Sprachgenies Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller oder zwei Heerführer, geadelt mit dem Namen gegen Napoleon gewonnener Schlachten: Bülow von Dennewitz und Yorck von Wartenburg. Heute adeln sich verdiente Männer selbst, wie in jüngster Vergangenheit die Herren Elmar Brok von Krebsgeschwür, Friedrich Merz von Gesindel und Marco Wanderwitz von giftigem Abschaum.

Dr. Heinz Albert Friehe, Salzgitter






Zu: „Von wegen gemäßigt“ von Björn Harms, JF 9/20

Der führenden Rolle verpflichtet

Nun ist auch klar, warum Frau Merkel die nach Recht und Gesetz abgehaltene Wahl Kemmerichs zum Ministerpräsidenten aus Südafrika rückgängig gemacht hat. Sie kann doch nicht ihre SED-Kollegen aus alten Zeiten „im Regen stehen lassen“. Der vorhandene Geist das Kommunismus in den Köpfen der Kollegen herrscht auch bei Merkel immer noch!

Gerhard Keßler, Feldafing






Zu: „Grüße aus Las Vegas / Die Sprache verschlagen“ von Elke Lau, JF 9/20

Stereotype Muster

Nachdem Elke Lau bereits zweimal im „Flaneur“ ihre Mitmenschen abgewatscht hat, ist sie nun einmal in Urlaub gefahren, aber das Ergebnis fällt weitgehend deckungsgleich aus: Auch in Las Vegas ist das Publikum „gewöhnungsbedürftig“ (offenbar ihr Markenzeichen), auch hier nur Übergewichtige, Tätowierte und Menschen mit Rastalocken (die bei ihr bezeichnenderweise durch das „Raster“ fallen, denn abermals schreibt sie den Begriff falsch). Leidet die Frau vielleicht an fixen Ideen, wenn sie überall dieselben Muster erblickt oder ihr der Anblick von Rastalocken und Tätowierungen sogar im Urlaub solche Seelenpein verursacht, daß sie (mittlerweile zum dritten Mal) ein Lesepublikum daran teilhaben lassen muß?

Alexander Vosteen, Frankfurt am Main






Zu: „Auftakt eines großen Dramas“ von Karlheinz Weißmann, JF 9/20

CDU und SPD der neuen Länder

Die westlichen Parteizentralen werden lernen müssen, daß die AfD die CDU und die Linkspartei die SPD der neuen Bundesländer ist und jegliche Ausgrenzung dieser beiden Parteien in den neuen Bundesländern immer auch als Ausgrenzung und Bevormundung empfunden wird.

Klaus Buchwald, Augsburg






Zum Schwerpunktthema: „Wann geht sie endlich?“, JF 8/20

Kompromisse sind lukrativer

Zunächst Kompliment zu dieser Titelseite! Der Analyse von Dieter Stein und von Politikwissenschaftler Patzelt ist voll und ganz zustimmen. Es bleibt der CDU/CSU nichts anderes übrig, als sich der AfD in nicht zu ferner Zukunft zu öffnen, sonst wird Deutschland unregierbar oder es kommt zu Ergbnissen wie bald in Thüringen, wiederum mit einer links-roten Regierung, die uns konservativ-liberalen Bürgern nicht behagen wird. Ich würde sogar einen Schritt weitergehen und künftig das Unvereinbarkeitsmantra seitens der CDU sowohl nach rechts (AfD) als auch nach links („die Linke“) aufgeben. Kompromisse sind allemal erfolgversprechender als radikale Positionen. Und sollte der Fall eintreten, daß ein Angebot zu einer Regierung mit Teilnahme der Partei „Die Linke“ zur Debatte steht, könnte man immer noch aus programmatischen oder personellen Unvereinbarkeiten eine Beteiligung ablehnen, niemand kann zu einer Regierungsbeteiligung gezwungen werden.

Dr. Christina Ryba, Bad Wörishofen






Zu: „‘Ein Opfer Merkels’“, im Gespräch mit Heinrich Oberreuter, JF 8/20

AKK endlich ausgemustert

Nach dem Scheitern Annegret Kramp-Karrenbauers ist endlich zweifelsfrei klar, wofür ihr Kürzel stehen muß: AKK= Ausgemusterte Kanzlerkandidatin.

Frank Vogt, Freiburg im Breisgau