© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Mit Donald Trump weiß man immerhin, woran man ist
Duell Biden gegen Sanders
Thomas Kirchner

Wenn es ernst wird, vertrauen auch die Progressiven lieber alten, weißen Männern: Joe Biden oder Bernie Sanders Die Kongreßabgeordnete Tulsi Gabbard ist faktisch aus dem Rennen, seit Hillary Clinton die 38jährige Irakkriegsveteranin als russische Spionin bezeichnete. Elizabeth Warrens Programm ähnelte dem des britischen Labour-Chefs Jeremy Corbyn: Mehr Mitbestimmung, Finanztransaktionssteuer und das Ende von Firmenübernahmen durch Beteiligungsgesellschaften.

Bernie Sanders hat zwar noch sozialistischere Ideen zur Umgestaltung der US-Wirtschaft im Sinne, aber deren Umsetzung ist kaum wahrscheinlich, weil er noch weniger Unterstützung bei den traditionellen Demokraten im Kongreß hat. Im Mittelpunkt der Programme der demokratischen Präsidentschaftsbewerber steht das Gesundheitssystem, das ein Fünftel der US-Wirtschaftsleistung verschlingt, aber eine weniger gesunde Bevölkerung produziert als die billigeren Systeme Europas.

Unter Obama löste die Erweiterung des Versichertenkreises einen Boom bei Krankenhausbetreibern, Pharmafirmen und Laborbetreibern aus. Versicherungen und Versicherte trugen die Kosten und hatten das Nachsehen. Biden will Obamacare ausbauen und den Anteil der nichtversicherten Amerikaner von acht auf drei Prozent senken. Das würde einen ähnlichen Branchenboom wie einst unter Obama auslösen. Sanders will das gesamte Gesundheitssystem verstaatlichen – eine Katastrophe für US-Firmen. Preiskontrollen hätten auch Auswirkungen auf deutsche Pharma- und Gesundheitskonzerne wie Fresenius. Unter Donald Trump dürfte sich außer geringfügigen Verbesserungen am System nicht viel ändern. Richtig schwierig könnte es hingegen beim Freihandel werden, würde Trump abgelöst. Mit Trump weiß man immerhin, woran man ist. Doch schon bei der Ratifizierung der neuen nordamerikanischen Freihandelszone USMCA im Repräsentantenhaus haben die Demokraten eine noch härtere Gangart als Trump eingelegt. Das Abkommen mußte mit Verschärfungen nachverhandelt werden.

Denn die Demokraten haben die Gewerkschaften, die traditionell gegen Freihandel stehen, als Wähler an Trump verloren und versuchen sie nun durch Härte im Außenhandel zurückzugewinnen. Das bedeutet kurzfristig für den Wahlkampf, daß Abkommen mit der EU ein Thema werden könnten, wenn die Coronavirus-Panik abgeklungen ist. Langfristig, mit Biden oder Sanders im Weißen Haus, werden die Verhandlungen der Europäer mit den USA eher noch schwieriger als mit Trump. An der Börse würde Trumps Wiederwahl eher positiv aufgenommen, Biden eher Langeweile auslösen. Bereits im Vorfeld der Wahl dürfte eine Nominierung Sanders, und erst recht Erfolge in Umfragen, die Kurse stark erschüttern, so daß die eigentliche Wahl dann aber kein großes Börsenereignis mehr wäre.