© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Leserbriefe

Zu: „Spirale der Verachtung“ von Dieter Stein & „Absturz in die Gosse“ von Thorsten Hinz, JF 11/20

Generationenverschiebung

Die Abrechnung ihrer Edelfeder Thorsten Hinz mit der Entwicklung der FAZ trifft ins Schwarze. Was ist nur aus der einst hoch geschätzten „Zeitung für Deutschland“ geworden, diesem einst stolzen konservativ-liberalen Blatt, das sich im Niedergang befindet? Vor ein paar Wochen druckte die FAZ einen ganzseitigen Aufsatz des Geschichtsprofessors Peter Hoeres unter dem Titel „Zeitung der Einheit“ über das standhafte Eintreten der FAZ für die Wiedervereinigung. Er erwähnte die Namen einiger herausragender Politikredakteure, die damals die Linie des Blattes prägten, so etwa Friedrich Karl Fromme, Günther Gillessen, Karl Feldmeyer und andere. Es ist bezeichnend, daß diese konservativen FAZ-Journalisten nach ihrer Pensionierung zur JUNGEN FREIHEIT stießen und dort Artikel schrieben. So auch Wirtschaftsressortleiter Klaus Peter Krause, der die Kohlsche Lüge zu den Enteignungen 1945 bis 1949 angeprangert hatte. 

Heute gleichen die jüngeren FAZ-Redakteure in ihren Ansichten eher taz-Journalisten, einige haben bei der taz sogar angefangen. In seinem Buch über die Geschichte der FAZ beschreibt es Professor Hoeres an einer Stelle (Seite 409) als Generationenverschiebung: „Zugespitzt könnte man formulieren: Die FAZ holt sich ihre Redakteure heute gern von der taz, wohingegen ihre Pensionäre in der jungen freiheit schreiben.“ Ich freue mich, daß die Auflage der jungen freiheit sich im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt hat, während die Auflage der FAZ im Sinkflug ist.

Dr. Jutta Schmitt, Berlin




Dahinter steckt keine Haltung

Treffsicher analysieren Sie, wie sich die ehemals bürgerlich-konservative FAZ an der üblen Hetzjagd des politisch-medialen Establishments gegen die AfD beteiligt, ja, sich sogar hervortut. Führende Autoren wie FAZ-Herausgeber Berthold Kohler schreiben mit Schaum vor dem Mund („Sie haben Blut geleckt, die wollen mehr“). Sein Leitartikel nach Hanau glich einem verbalen Amoklauf und hat viele Leser und Abonnenten irritiert; daher gab es danach gleich eine ganze Seite mit Leserbriefen, die überwiegend FAZ-kritisch waren und die AfD in Schutz nahmen. Offenbar gab es auch Kündigungen. Die Leitartikel des Politikressortchefs von Altenbockum mäandern zwischen konservativen Einwänden und Anbiederung an den grünen Trend. Der sogenannte „Denkerflügel“ (so nennen die ihre Kommentatorenriege) hat die Haltung verloren. Der Niedergang der FAZ und ihre schleichende Linksverschiebung – analog zur CDU – ist evident und bedauerlich. Er spiegelt sich in den rapide sinkenden Auflagenzahlen. Wie die prozentualen Wahlergebnisse der CDU abschmelzen, so ist auch die FAZ-Auflage von Schwindsucht ergriffen. Hatte sie im Jahr 2000 noch 288.000 Abonnenten, sind es heute nur noch 164.900 – ein Minus von 42 Prozent, so die neuesten IVW-Zahlen. Gerade langjährige Leser merken den zunehmenden Substanzverlust des Blattes. Die penetrant einseitige Berichterstattung und Kommentierung in oft hämischem Ton über die AfD (alles Negative wird breitgetreten, positive und berechtigte Ansätze werden ignoriert)sind irritierend. Von Anfang an, als diese konservativ-bürgerliche Protestpartei gegen die Merkel-Politik startete, wurde auf sie eingeprügelt, was die FAZ wohl eine fünfstellige Zahl von Abonnenten gekostet hat. In meiner Familie und meinem Freundeskreis haben gleich mehrere jahrzehntelange Abonnenten gekündigt, nachdem auf Leserbriefe teils höhnisch-arrogant reagiert wurde. Mittlerweile ist die FAZ nicht viel besser als die SZ oder die Frankfurter Rundschau.

Dr. Peter Müller, München




Ein Blatt für Masochisten

Leider hat sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung offenkundig in ein Anti-AfD-Kampagnenblatt verwandelt, wohl aus der Panik, die AfD könne die CDU/CSU nachhaltig gefährden. Es sind erkennbar CDU-nahe Redakteure und Herausgeber, die am heftigsten gegen die rechte Konkurrenz schlagen. Dabei wendet die FAZ mal subtile Methoden, mal plumpe Tricks an, um die AfD zu diskreditieren. Die Kampagne begann bereits in den ersten Monaten nach der Gründung der Partei 2013. Damals betete der Nachwuchsredakteur Justus Bender in mehreren Artikeln die völlig unbelegte Behauptung eines Berliner NPD-Funktionärs nach, wonach NPD-Mitglieder die AfD unterwanderten. Dagegen hatte sich die AfD aber mit einem Unvereinbarkeitsbeschluß präventiv gewehrt. Bender ist seitdem für die AfD-Berichterstattung zuständig und berüchtigt für seine besonders einseitigen und tendenziösen Artikel, die nicht einmal den Versuch machen, ausgewogen und fair zu berichten. 

Eine ganze Reihe von FAZ-Autoren tut sich als fleißige Anti-AfD-Haltungsjournalisten hervor. Soeben präsentierte Bender eine Reihe von Zitaten von längst aus der Partei ausgeschlossenen Mitgliedern, um die Zitate der Partei anzuhängen. Gerade jene Journalisten, die den Haß beklagen, sind oft sichtbar selbst von Haß getrieben wie etwa Herausgeber Kohler nach dem Hanauer Amoklauf. Die zahlreichen Angriffe und Übergriffe auf AfD-Politiker, Büros und Mitglieder, die systematische Gewalt, die ihre Wettbewerbschancen und unsere Demokratie beschädigt, thematisiert die FAZ kaum. Wird die AfD Opfer, schweigt die FAZ oder relativiert. Als jüngst mutmaßlich linksextreme Täter einen Brandanschlag auf das Auto des AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla verübten, entblödete sich die FAZ nicht, über ihre kleine Meldung auf Seite 4 „Chrupallas Auto in Brand gesetzt?“ (mit Fragezeichen!) zu schreiben. Das ist kein seriöser Journalismus. Jeder Konservative, der für diese Zeitung stolze 838,80 Euro für ein Jahresabo bezahlt, ist ein Masochist.

Pierre Baumberger, Oberursel






Zum Leserbrief: „Leere Versprechungen bis heute“ von Prof. em. Dr. Ludger Schiffler, JF 11/20

Forderung völlig unbegründet

Aufgrund der Taten in Hanau einen Generalverdacht gegen rund 350.000 rechtschaffene Sportschützen mit Waffenbesitzkarte (Stand: 31.12.2017) in Deutschland zu äußern und deren sportliche Betätigung einschränken zu wollen, ist vollkommen unbegründet. Der Täter aus Hanau hätte aufgrund seiner psychopathologisch auffälligen Briefe an Ermittlungsbehörden unverzüglich nach Paragraph 6 WaffG einem Arzt oder Psychologen zur Begutachtung vorgestellt werden müssen. Dort wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Gefährlichkeit erkannt und ihm die Waffenbesitzerlaubnis entzogen worden. Im übrigen zeichnen sich liberalere Herrschaftsformen durch einen entsprechend großzügigeren Umgang mit privatem Schußwaffenbesitz und einem entsprechenden Vertrauensvorschuß ihren Bürgern gegenüber aus. Es sind eher totalitäre Regime, die aus Mißtrauen ein hundertprozentiges staatliches Waffenmonopol anstreben. Zur „Kaiserszeit“ Anfang des letzten Jahrhunderts trugen Frauen in Handtaschen ihren kleinen „Damenrevolver“ bei sich, und Landpostboten hatten Revolver am Fahrrad zur Abwehr streunender Hunde, ohne daß Deutschland im Chaos versank. In der Schweiz nehmen Reservisten nach dem Militärdienst ihr Sturmgewehr samt Munition mit nach Hause ohne eine vergleichbare Diskussion.

Dr. phil. Jürgen Ptucha, Gotha




Waffen nur noch für Kriminelle

Als geprüfter Waffensachverständiger und Fachübersetzer für Wehr- u. Waffentechnik muß ich diesem Leserbrief widersprechen. So schreibt Professor Schiffler, Sportschützen seien in den vergangenen 30 Jahren für 270 Morde verantwortlich gewesen. Das ist absurd. So sind zum Beispiel die Morde in Hanau auf eklatantes mehrfaches Behördenversagen zurückzuführen, die Waffen hätten schon vor etlichen Monaten eingezogen werden müssen. Die Morde von Erfurt wurden mit illegalen Waffen verübt, die Steinhäuser aufgrund mehrfachen eklatanten Behördenversagens besessen hatte, da sie schon längst hätten eingezogen werden müssen. In Winnenden beging der Täter die Morde mit einer gestohlenen Waffe, auch hier war es also ausdrücklich kein Sportschütze. Auch mit seiner Aussage zu den olympischen Schießdisziplinen liegt Professor Schiffler falsch. Es gibt eine ganze Reihe davon, die mit Feuerwaffen ausgetragen werden, zum Beispiel olympische Schnellfeuerpistole, diverse Gewehrdisziplinen, Biathlon und die Flintendisziplinen Skeet und Trap. Gemäß Professor Schiffler liefe es darauf hinaus, daß in Zukunft nur noch Kriminelle, die sich sowieso an keine Gesetze halten, über illegale Waffen verfügen.

Bernd Rolff, Oelkassen






Zu: „Der Wahnsinn wird Methode“ von Thorsten Hinz, JF 10/20

Grünen Vater tabuisiert

Hier fehlt ein wesentlicher Punkt, der zwar mit der Tat in keinem wesentlichen Zusammenhang steht, aber dennoch interessant ist: Der Vater des vermutlichen Attentäters kandierte im Jahr 2011 bei der Kommunalwahl auf der Liste der Grünen. Kurz nach der Tat wurde ein entsprechendes Foto auf der Internet-Seite der Grünen entfernt. In den Medien wurde diese Kandidatur nie erwähnt. Welch Aufschrei, hätte der Vater statt für die Grünen für die AfD kandidiert!

Wolfgang Kunzmann, Schnaittenbach 






Zu: „Ein Verbrechen wird ausgeschlachtet“ von Ronald Berthold, JF 10/20

„Abstrakte Gefahrenlage“

Zum legalen Waffenbesitz des Täters und der Amtsführung, zumindest in bayerischen Landratsämtern, habe ich einiges anzumerken: 2016 ging ich in Pension. Jahrelang habe ich im Bereich der internationalen organisierten Kriminalität Ermittlungsgruppen geleitet, war an Festnahmen von über einhundert Schwerstkriminellen beteiligt und habe Vermögenswerte im zweistelligen Millionenbereich beschlagnahmt. Ein Großteil dieser Täter brachte in Erfahrung, wo ich mit meiner Familie wohne, welches Fahrzeug ich fahre und welche private Telefonnummer ich habe. Wiederholt fand ich Zettel mit eindeutigen Drohungen hinter dem Scheibenwischer meines Autos, wurde in der Stadt von wildfremden Personen angesprochen, die sich als Bekannte von Straftätern ausgaben, die ich hinter Schloß und Riegel gebracht hatte. Sogar vor meinem Haus standen mehrmals fremde Autos, von denen aus ich beobachtet wurde. Ging ich auf die Fahrer zu, zeigten sie den erhobenem Mittelfinger und hauten ab. 

Warum ich dies schreibe? Anläßlich meines Ausscheidens aus dem Polizeidienst beantragte ich für eine private Waffe einen Waffenschein und begründete dies mit den oben zitierten Ereignissen. Da kurz vor der Pensionierung an meinem Auto die Radbolzen des linken Vorderrads gelöst wurden und ich nachts immer wieder Anrufe bekam (nachdem ich mich meldete wurde sofort aufgelegt), sah ich für mich und meine Familie eine konkrete Gefährdung. Das Ergebnis: Das zuständige Landratsamt verweigerte mir die Bewilligung eines Waffenscheins. Es sah zwar die charakterliche Eignung aufgrund meiner über vierzigjährigen Polizeizeit als gegeben, verneinte aber eine konkrete Gefahr. Angeblich handle es sich um eine abstrakte Gefahrenlage, der ich mich mittels anderer Maßnahmen – ohne Waffe – erwehren könne, etwa durch den Einbau von Alarmanlagen, Bewegungsmeldern etc. Außerdem könne ich über Notruf die zuständige Polizeidienststelle benachrichtigen. Ich fragte daraufhin die Sachbearbeiterin im Landratsamt, wie ich mich ihrer Meinung nach vor Angriffen in der Stadt wehren könne. Sie gab mir den Rat, laut um Hilfe zu schreien oder nach Einbruch der Dunkelheit einsame Straßen und Plätze zu meiden. Selbst bei Besitz einer Waffenkarte, dürfte ich die Waffe in der Öffentlichkeit nicht führen und benutzen. Einige meiner Kollegen beantragten ebenfalls eine Waffenbesitzkarte und machten gleiche Erfahrungen. Offenbar wird auch in anderen Landrats­ämtern so verfahren.

Helmut Weber, Surberg






Zum Schwerpunktthema: „Der große Kehraus“, JF 9/20

Von allen Seiten Skandal

Diese Tage stehen für eine Zäsur der bundesdeutschen Geschichte. Worte wie Skandal, Unverzeihlichkeit, Tabubruch und Spaltung wurden Teil des politischen Sprachgebrauchs. Ist der Skandal, daß Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt wurde oder daß sich Frau Merkel aus Südafrika in eine Wahl einmischte, die rückgängig gemacht werden mußte? Die gleiche Frau, die dagegen aufbegehrte, als Erdo?an das für die Bürgermeisterwahl in Istanbul forderte. Andere sehen den Skandal darin, daß die FDP sich gegen diese Einmischung nicht zur Wehr setzte und umfiel. Natürlich ist die Ministerpräsidentenwahl fragwürdig, wenn sie durch Gnaden Höckes zustande kommt. Der Zustimmung eines Mannes, der das Holocaustmahnmal als ein Denkmal der Schande bezeichnet (und zwar, weil an das Verbrechen erinnert wird – nur so ist Björn Höcke zu verstehen, liest man die Aussage im Gesamtkontext seiner Äußerungen). Andererseits: Ist es nicht ein Skandal, daß Grüne, SPD und CDU einen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow unterstützen, der sich in Uljanowsk mit dem Bild Stalins fotografieren ließ – und damit die 100 Millionen Toten des Kommunismus mit einem Augenzwinkern quittierte?

Markus Speer, Pforzheim






Zu: „Für das Recht auf Vaterland“ von Hermann Rössler, JF 9/20

Despektierliche Bebilderung

Zu Ihrem Bericht über die 200. Pegida-Demo in Dresden hätte das Foto Björn Höckes mit weit geöffnetem Mund nicht ungünstiger gewählt sein können, zumal er gerade erst in Thüringen strategisch klug die komplette Altparteienlandschaft und Staatsmedien bloßgestellt, für den Rücktritt von AKK gesorgt und das diktatorische Wesen Angela Merkels schonungslos offengelegt hat.

Dr. rer. nat. Gerhard Popp, Nordendorf