© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/20 / 20. März 2020

Homib Mebrathu macht sich als „Hyperion“ im Internet für Deutschland stark.
Ansteckend patriotisch
Tobias Dahlbrügge

Homib Mebrathu kam als Einjähriger mit seinen Eltern, die vor dem blutigen Bürgerkrieg flohen, aus Eritrea nach Deutschland. Seine Kindheit verbrachte er im Heidelberger Stadtteil Emmertsgrund, einem sozialen Brennpunkt mit exorbitant hohem Ausländeranteil. Mit Eltern und drei Geschwistern lebte er damals in einer winzigen Sozialwohnung, Kontakt zu Deutschen fand er kaum.

Heute ist der Mittdreißiger mit dem cappuccinobraunen Teint Heilpraktiker für Physiotherapie und engagiert sich politisch – allerdings  nicht bei den Grünen, sondern bei der AfD. Ein „Widerspruch“, der linke „Antirassist*innen“ um den Verstand bringt, für Homib aber nicht existiert. Ein ihn prägendes Erlebnis war, als ein Lehrer ihn in der siebten Klasse arglos als Neger ansprach, woraufhin eine weiße Mitschülerin ausrastete und den Lehrer beschimpfte, bis dieser sich verstört bei Homib entschuldigte. Das irritierte ihn, denn seine Klassenkameradin war selbst nicht betroffen und er hatte sich überhaupt nicht beleidigt gefühlt. Immer wieder hört er heute, die AfD mißbrauche ihn als Feigenblatt. Das ist für ihn eine rassistische Beleidigung, denn es unterstellt, er sei zu dumm dies zu durchschauen.

Als Beisitzer war er bis November 2019 Vorstandsmitglied im AfD-Kreisverband Rhein-Neckar. Im Wahlkampf dreht er mitunter richtig auf, brachte seine Zuhörer dazu, rhythmisch „Deutschland! Deutschland!“ zu skandieren. Sein Vater, sagt er, stehe zwar eher den Grünen nahe, finde es aber gut, daß sein Sohn politisch aktiv ist. Bei Antifa-Aktivisten gilt er wegen eines Auftrittes bei einer Demo in Kandel als „rechtsextrem“. Darüber kann Mebrathu nur lachen.

Auch die neuen Medien bedient der deutsche Patriot mit eritreischen Wurzeln sicher: Als Youtuber „Hyperion“ produziert er Videos, in denen er erfrischend den „Genderwahn“ auseinandernimmt oder eine Anleitung bietet „Wie man die Linken zerstört“ – natürlich argumentativ. Besonders den Islam nimmt er sich mit Vorliebe herzhaft zur Brust und warnt energisch vor der erschreckenden Naivität westlicher Multikulti-Politiker im Umgang mit der „Religion der Friedhofsruhe“. Homib Mebrathu strotzt so vor Selbstbewußtsein, daß er sich Selbstironie leisten kann. Seine Videos bestechen nicht nur durch solide Argumente, sondern auch durch hintersinnigen Witz.

Das NDR-Fernsehen brachte in der Jugendsendung „strg F“ ein halbstündiges Portrait über ihn, in dem er souverän, eloquent und dynamisch wirkt. Bei einer Debatte im ZDF trat er gegen den ebenfalls aus Eritrea stammenden Hörfunkmoderator Roger Reckless vom öffentlich-rechtlichen Jugendkanal Puls des Bayerischen Rundfunks an und zerpflückte dessen ausgeleierte Phrasen vom „Alltagsrassismus“ (natürlich nur der Weißen) in Deutschland. Homib Mebrathus gesunder Menschenverstand ist eben genauso überzeugend wie sein Patriotismus ansteckend und mitreißend.