© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/20 / 20. März 2020

Meldungen

„Mittelalterschwert“ ist 4.000 Jahre älter

VENEDIG. Im armenischen Mechitaristen-Kloster San Lazzaro auf der gleichnamigen venezianischen Insel werden unter anderem auch diverse mittelalterliche Fundstücke gezeigt. Zu dieser Sammlung gehört ein gut erhaltenes Schwert, welches der Mönch und Hobby-Archäologe Ghevond Alishan in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von unbekannten Gönnern geschenkt bekommen hatte. Dieses Objekt fiel nun der Doktorandin Vittoria Dall’Armellina von der Ca’Foscari-Universität in der Lagunenstadt auf. Sie entdeckte, daß die Waffe aus Arsenbronze besteht und keinerlei Verzierungen aufweist. Dies wiederum ist typisch für bronzezeitliche Schwerter aus Ost-Anatolien. Das Artefakt stammt also nicht aus dem Mittelalter, sondern ist etwa 4.000 Jahre älter (Mitteilung der Universität Venedig vom 28. Februar 2020). Wahrscheinlich lag es einst im Grab eines Kriegers und wurde durch Zufall oder bei Raubgrabungen ans Tageslicht befördert. Auf jeden Fall handelt es sich um ein historisch höchst seltenes Relikt. (ts)

 www.unive.it





Mamorplatte bezieht sich nicht auf den „Fall Jesus“ 

WASHINGTON. Im Jahre 1878 kaufte der Antikensammler Wilhelm Fröhner eine angeblich in Nazareth gefundene, rund 2.000 Jahre alte Marmorplatte mit griechischer Inschrift, welche besagt, daß das Öffnen von Gräbern als ein Kapitalverbrechen gelte. Die Unterschrift lautet „Caesar“. Deshalb wurde lange Zeit spekuliert, ob man es hier mit einer Reaktion der römischen Besatzungsmacht in Judäa auf den „Fall Jesus“ zu tun habe. Doch das trifft offenbar nicht zu, wie jetzt Kyle Harper von der University of Oklahoma und dessen Kollegen nachwiesen. Die Platte stammt eindeutig aus dem Oberen Steinbruch der Ägäis-Insel Kos (Journal of Archaeological Science 4/2020). Daraus ergibt sich folgende plausiblere Entstehungsgeschichte: Laut Aussage des zeitgenössischen Dichters Krinagoras von Mytilene aus den dreißiger Jahren des ersten Jahrhunderts, plünderten die Einwohner von Kos das Grab des Tyrannen Nikias. Aus diesem Anlaß könnte der römische Kaiser Augustus, Cäsars Adoptivsohn, die Tafel als Warnung in Auftrag gegeben haben. (ts)

 www.sciencedirect.com/science





Erste Sätze

Mehr als andere Wissenschaften ist die Völkerkunde auf die Mitarbeit Außenstehender angewiesen.

Hans Nevermann: Ein Besuch bei Steinzeitmenschen, Stuttgart 1941





Historisches Kalenderblatt

19. März 1970: Beim ersten innerdeutschen Gespräch auf Ebene der Staatsoberhäupter in Erfurt mit Willi Stoph als Vorsitzendem des DDR-Ministerrates und Bundeskanzler Willy Brandt feiert die Menschenmenge letzteren durch nur schwer zu ahndende „Willy“-Rufe.