© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/20 / 20. März 2020

Frisch gepresst

Merkel-Boy. Ende 2017 sprang der CDU-Generalsekretär Peter Tauber dem Tod von der Schippe: nur dank einer Notoperation überlebte er eine tückische Darmentzündung. Seine gesundheitliche Krise hat er nun zum Anlaß genommen, seinen bis dahin recht rasanten Aufstieg „selbstkritisch“ zu reflektieren. Wobei sich die Selbstkritik – wie in solchen Büchern so oft – in erster Linie auf das Selbstlob mit umgekehrten Vorzeichen beschränkt: Vor lauter Engagement im Beruf habe die Achtsamkeit gegenüber sich selbst gelitten, und beim Versuch, die CDU zu modernisieren, habe er viele „nicht mitnehmen“ können. Nicht gespart mit Kritik wird dagegen an denen, die unter dem „C“ den Wertekanon Arbeit, Familie, Vaterland subsumieren oder die nicht erkennen wollen, wie richtig Angela Merkel 2015 handelte; an Parteifreunden, die nicht loyal blieben und überhaupt an den Rechten, den Populisten. Sein Satz „Wer nicht für Merkel ist, der ist ein Arschloch“ gegenüber Unions-Abgeordneten, die ihr Mandat „nur durch den Wahlerfolg der Kanzlerin 2013 gewonnen haben“, sei aber früher gefallen als kolportiert. Erst ein Jahr später habe die Aussage später ihren Weg in die Medien gefunden, zu einem Zeitpunkt, „wo er bewußt genutzt wird, um mir weiter zu schaden“. (vo)

Peter Tauber: Du mußt kein Held sein. Spitzenpolitiker, Marathonläufer, aber nicht unverwundbar. bene!-Verlag, München 2020, gebunden, 224 Seiten, 18 Euro





Bildung. Auf die Frage, was Bildung ist, antwortet der Zeit-Redakteur Jan Roß nicht wie einst Dietrich Schwanitz mit ellenlangen Listen von Büchern, die man gelesen haben muß. Roß packt die Frage grundsätzlicher an. Gebildet ist demnach nicht ein Mensch, der viel weiß, sondern der aus Dichtung und Wissenschaft, Kunst und Musik lernt, auf Distanz zu seiner Zeit zu gehen. Solcher Art Bildung mache selbstbewußt und vermittle die Erkenntnis, daß es Dinge gebe, die keinem praktischen Zweck dienen und das Bruttosozialprodukt mehren. Mit dieser Definition bewegt sich Roß wenig originell in etwa auf der Linie Martin Heideggers, für den philosophische Bildung von der Herrschaft der Anderen, des „Man“, befreit. Die politische Dimension solcher Konventionen sprengenden Bildung wird von Roß hingegen kaum angedeutet, wenn er sie als Schutzraum gegen eine „vermeintlich alternativlose Gegenwart“ entwirft. (ob)

Jan Roß: Bildung. Eine Anleitung. Rowohlt Verlag, Berlin 2020,  gebunden, 319 Seiten, 22 Euro